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Kaufkraft der Rentner sinkt"Welle der Altersarmut"

Die Renten sind real um sieben Prozent gefallen. Das geht aus Berechnungen der Linkspartei hervor. Parteichef Ernst warnt vor steigender Altersarmut.

Die Prognose von Klaus Ernst: Wenn die Renten weiter sinken, liegt die Durchschnittsrente 2021 unter der Grundsicherung. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Die Kaufkraft - also das für Konsumzwecke verfügbare Einkommen - der Rentner ist laut Süddeutscher Zeitung in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken. Dies gehe aus einer ihr vorliegenden Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, berichtet das Blatt. Danach stiegen die Preise von 2001 bis 2010 um durchschnittlich 1,36 Prozent pro Jahr. Im gleichen Zeitraum legten die gesetzlichen Altersbezüge um jährlich 0,82 Prozent zu. Berücksichtige man die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, die die Rentner zu zahlen hätten, habe das Plus lediglich 0,56 Prozent jährlich betragen. Nach Berechnungen der Linken sei der Wert der Renten damit seit 2001 real um sieben Prozent gefallen.

Linken-Chef Klaus Ernst sagte der Zeitung: "Auf Deutschland rollt eine Welle der Altersarmut zu. Wenn die Renten weiter in dem Tempo sinken, dann liegt die Durchschnittsrente in zehn Jahren unter der Grundsicherung." Er plädierte für eine neue Rentenformel, die die Ruheständler vor Inflationsverlusten schützt, und eine Mindestrente, damit niemand in Altersarmut fällt.

Die Bundesregierung verweist laut Süddeutscher Zeitung in ihrer Antwort dagegen darauf hin, dass die jährliche Anpassung der Renten sich an der Entwicklung der Löhne und nicht der Preisentwicklung orientiere: "Auch die Löhne der Beschäftigten genießen keinen Schutz vor Inflation." Außerdem erinnert das Arbeitsministerium an die positiven Folgen der Rentengarantie: "Die Renten sind momentan höher, als sie es ohne Schutzklausel wären."

In einer weiteren Antwort auf eine Linken-Anfrage habe die Bundesregierung neue Statistiken zur Altersarmut vorgelegt: Danach sind immer mehr alte und kranke Menschen auf staatliche Sozialleistungen angewiesen.

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6 Kommentare

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  • I
    Ingo

    Mit Hartgeld ( Gold und Silber ) wäre das nicht passiert.

    Es müsste keine Erhöhungen geben, die würden bei Inflation automatisch stattfinden ohne Bewilligungen.

     

    Goldmark und fertig. Staatsgeld, welches auf Schulden basiert

    funktioniert nicht dauerhaft. Das ist ein Ponzi-Schema,

    welches am Anfang immer gut funktioniert und nach ein paar

    Jahrzehnten wird der hart erarbeitete Lebensstandard nach

    unten gedrückt.

     

    Toll. Soviel zum Thema Sozialismus.

     

    Finde es ja OK, wenn der Staat den Leuten zur Auflage macht

    einen gewissen Teil des Geldes zurückzulegen für eine Rente,

    aber bitte nicht in eine Zwangsrente.

     

    Unser Rentensystem ist Betrug.

     

    Die Einwanderung soll das kompensieren, was schief läuft.

    Das wird nur ein Brandbeschleuniger, nicht weil die Leute nicht gut ausgebildet sind oder sonst irgendwas, die Löhne werden gedrückt und die Leistungsaufkommen werden verlagert werden. Es wird unterm Strich immer zu roten Zahlen führen.

    Und wenn die Schuldenbremse greift, werden die Rentner richtig in die Röhre gucken.

  • U
    Uli

    Das sinnvollste wäre sicher eine Mindestrente, für die aber wirklich auf alle Einkommensarten ein Beitrag erhoben werden muss, damit jeder für die Rente aufkommen muss, plus eine private Vorsorge eines jeden einzelnen, die aber vom Staat organisiert werden müsste. Denn die Riester Rente ist lediglich ein tolles Geschäft für Banken und Versicherungen. Für Geringverdiener lohnt sie sich eh nicht, ja es ist sogar rausgeworfenes Geld. Wer nämlich im Alter trotz Riester Rente noch auf Grundsicherung angewiesen ist, bekommmt sein sauer erspartes Riester Geld auf seine Grundsicherung angerechnet. Im Endeffekt hat er dann genausoviel Geld, als hätte er nie einen Cent gespart.

     

    Im übrigen kann ja jeder der reich genug ist, entsprechend Vermögensbildung betreiben. Die Sicherstellung einer würdevollen Existenz im Alter ist jedoch eine gesamtgesellschaftiche Aufgabe, die nicht allein den Lohn und Gehaltsempfängern aufgebürdet bleiben darf.

  • F
    FreiDenker

    Die Lösung wäre so einfach.

     

    Die oberen Löhne deckeln (keine Gleichmacherei vorausgesetzt), die unteren Löhne anheben (damit man davon leben kann); Riester und Rürup wieder abschaffen (verschlingt nur Subventionen) und alle Erwerbstätigen zahlen in die Sozialversicherungen (entsprechend Ihrer Leistungsfähigkeit) ein.

     

    Ein drei bis fünfstufiges Steuermodell einführen (ohne Ausnahmen).

     

    Vorallem auch bitte die Politiker selbst einzahlen und vorsorgen lassen. Keine selbstverständliche Altersvorsorge mehr für die selbsternannte Elite sondern mehr Vorbild-Funktion von dieser Kaste einfordern.

  • O
    oli

    Die Regierung hatte genug Geld, um einem Commerzbank-Vorstand ein Jahresgehalt von 500.000 EURO im Jahr einzukippen, aber anscheinend kein Geld und keinen Mut die Altersarmut zu bekämpfen. Es geht in diesem Land ziemlich rau zu: Die Armen, Arbeitnehmer und Arbeitslosen müssen am Ende für alles zahlen.

     

    Denn: Diese jetzt schon armen Rentner haben mit ihren Beiträgen an Steuer, Sozialbeiträgen, alles bezahlt. Und für zukünftige Rentner wird's noch drastisch schlimmer, denn selbst wer Riester abschließt, muss damit rechnen, dass seine Zusatzrente verrechnet wird und er am Ende seines Lebens dennoch zu einem Sozialfall wird.

  • H
    Hans

    Die Altersarmut fängt erst jetzt richtig an. Das ist das Problem, denn die Riester-Reform führt zu drastisch sinkender staatlicher Rente und damit zählt am Ende nur ein: Das gebildete Vermögen der zukünftigen Rentner.

     

    Wer nur schlecht verdient hat, droht im Alter ein Fall für die Sozialhilfe bzw. das Sozialgeld zu werden. Wer viel verdient, kann ohne Probleme vorsorgen.

     

    Die Regierung will aber von diesem Problem nichts hören und wissen, bei der SPD sieht es ähnlich aus, Franz Müntefering (SPD) schlug ja noch vor ein paar Jahren vor, einfach auf Urlaub zu verzichten und das Geld lieber anzusparen. Nun er selber macht aber fleißig weiter Urlaub und da liegt das Problem: Wer Wasser predigt und selber Sekt trinkt, ist nicht glaubwürdig.

  • DA
    Der Analogist

    Für die in den 50'ern und 60'ern Geborenen steht eine brisante Altersarmut bevor. Deswegen verwundert mich, dass das Thema von ihnen nicht angegangen wird. Endlich spricht zumindest Die Linke das Thema an. Das Generationenprinzip funktioniert nicht mehr; als es zu Bismarck's Zeiten eingeführt wurde, bekam jede Familie 10 Kinder. Was tun?

     

    Da man nicht mehr auf 10 Kinder pro Familie bauen kann wie früher, muss heute jeder verpflichtet werden, einen zusätzlichen Pflichtteil seines Bruttolohnes in seine ganz eigene persönliche Rentenkasse zu zahlen. Nicht abrufbares Geld, da freiwillige Riesterverträge nicht vor Altersarmut schützen. Die Abgaben werden dadurch noch höher als heute. Natürlich kann man dann nicht immer das neueste Auto fahren, und erst recht nicht mehr 3x pro Jahr in Urlaub. Es muss zudem eine Rentengarantie für alte Menschen geben, dass sie nie unter den Sozialhilfesatz fallen können. Garantie auf Lebenszeit und koste es was es wolle.

     

    Wie gehen wir mit dem Szenario einer kleiner werdenden Bevölkerungszahl um? 82 Millionen Menschen fasst unser kleines Land. Mit 230 Menschen pro Quadratkilometer leben bei uns 15x mehr Menschen auf demselben Platz wie in etwa in Finnland oder Neuseeland. Auf dem Weg zu glücklichen Zuständen à la Finnland oder Neuseeland müssen wir dringendst ein neues Rentensystem gestalten. Dass vermehrte Einwanderung kein gutes Lösungsmittel ist, zeigt die anhaltende Diskussion um knappe Ressourcen im eigenen Land. Doch wenn etwas einen Wert hat, dann ein würdevolles Leben im Alter. Rentengelder dürfen schliesslich nur an solche Leute ausgezahlt werden, die ihren Lebensabend in Deutschland verbringen. Neuseeland hält es so, dass diejenigen ihren Rentenanspruch verwirken, die aus dem Land wegziehen. Das führt gleichzeitig zu mehr Identifikation mit seinem Land. Also nichts wie los mit einer Um-Gestaltung. Danke, Herr Ernst!