Kaufangebot von Microsoft: Yahoo ziert sich
Aus dem Aufkauf des Web-Riesen Yahoo durch Microsoft könnte eine Übernahmeschlacht werden. Dem Yahoo-Aufsichtsrat fällt das Angebot zu niedrig aus.
Es hätte so schön sein können: Microsoft tut sich flugs mit Yahoo zusammen, um endlich mit Macht gegen den Internet-Giganten Google vorgehen zu können, der der Bill Gates-Firma seit Jahren im Web eine lange Nase zieht. Doch aus der schnellen Übernahme, die als Paukenschlag der Online-Szene gilt und das Suchmaschinen- und Werbegeschäft der beiden Konzerne kombinieren soll, dürfte wohl nichts werden. Nachdem Microsoft Yahoo mit der Veröffentlichung seines 44,1 Milliarden Dollar schweren Angebots Anfang Februar unter Druck setzte, kam am Montag endlich eine offizielle Reaktion des Aufsichtsrats des Portalbetreibers Yahoo. Und die entsprach dem, was renommierte US-Medien bereits am Wochenende unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Kreise berichtet hatten: Die Antwort fällt negativ aus. Der Grund: Die Yahoo-Bosse sehen ihre Firma durch Microsoft "detulich unterbewertet", das Angebot sei deshalb finanziell zunächst nicht akzeptabel. Microsoft müsse deutlich nachlegen, werden Insider zitiert. Laut der Stellungnahme ist der Yahoo-Aufsichtsrat sei einstimmig der Meinung, dass die Offerte nicht "im besten Interesse der Company" und ihrer Anteilseigner sei. Der Vorschlag bewerte unter anderem Nutzerzahlen, Wert der Marke und künftiges Wachstum nicht ausreichend. Die vorgeschlagenen 44,1 Milliarden Dollar in Bargeld und Microsoft-Anteilsscheinen bewerten Yahoo mit rund 31 Dollar pro Aktie - immerhin ein Aufschlag von etwas mehr als 60 Prozent zum Zeitpunkt der Angebotserstellung. Yahoo will laut "Wall Street Journal" jedoch mindestens 40 Dollar pro Aktie sehen - das würde das Angebot um mehr als 12 Milliarden Dollar erhöhen, zumal die Microsoft-Aktie inzwischen gefallen, das Yahoo-Papier jedoch deutlich gestiegen ist. Ins Schwitzen würde die Forderung Microsoft finanziell wohl nicht bringen - die Firma sitzt mit Produkten wie dem Büropaket Office oder dem weltweit marktführenden Betriebssystem Windows auf echten Cashcows, die Milliarden an Bargeld in jedem Quartal in die Kasse spülen. Dennoch, so hieß es von dem Softwarekonzern, werde das Unternehmen für die Yahoo-Übernahme erstmals größere Anleihen aufnehmen müssen. Genügend Sicherheiten sind bei dem IT-Giganten jedoch vorhanden - selbst angesichts des sich aktuell im eiskalten Winter befindlichen Kreditklimas. Trotzdem lässt sich noch nicht sagen, dass Microsoft sofort "machen wir" schreit. Die Preiserhöhung wäre deutlich - dabei übersteigt bereits das aktuelle Angebot einen Kurs, den die Yahoo-Aktie vor dem Vorschlag zuletzt im Jahr 2006 hatte. Dass Microsoft mehr bieten würde, gilt zwar als sicher. Doch 40 Dollar pro Anteilsschein sind sehr viel Geld. Es besteht also die Gefahr, dass es zu einer massiven Übernahmeschlacht kommt. Der Yahoo-Aufsichtsrat müsse aufpassen, dass er nicht von Aktionären verklagt werde, hieß es am Wochenende an der Wall Street. Schließlich ist seine Hauptaufgabe üblicherweise, den Shareholder Value zu mehren - und ob Yahoo ohne Microsoft wieder derart zulegen kann, gilt als unsicher. Das Angebot kam zu einem Zeitpunkt, in dem das riesige Portal, das unter anderem allein 200 Millionen E-Mail-Kunden in der ganzen Welt hat, in einer Krise steckt. Tausend Mitarbeiter wurden entlassen und die Gewinne schrumpfen. An Google kommt Yahoo alleine wohl nicht heran. Andererseits fürchtet man bei Yahoo offenbar, dass die Übernahme schon aus kartellrechtlichen Gründen nicht funktioniert - Google hatte bereits angedeutet, mit Lobbyarbeit gegen die Entstehung des zweitgrößten Internet-Riesen kämpfen zu wollen. Es könnte aber auch sein, dass Yahoo noch einen Ass im Ärmel hat. Gerüchten zufolge, über die die "Times of London" am Montag berichtete, soll der Portalbetreiber planen, dem Medienkonzern Time Warner den kleineren Konkurrenten AOL abzunehmen, um für Microsoft zu Brocken zu werden, der zum Schlucken vielleicht zu groß ist. Time Warner will AOL bereits seit längerem loswerden, weil dort der Umbau in Richtung Online-Werbegeschäft ins Stocken kam. Würde Yahoo dann auch noch beispielsweise seine Suchmaschinenreklame an Google outsourcen, wie in der vergangenen Woche immer wieder spekuliert wurde, sei ein Alternativplan möglich, den Firmenchef Jerry Yang dem Aufsichtsrat präsentieren könnte.
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