Katrin Gänsler zur Überwindung der Ebola-Epidemie: Das Ende ist erst der Anfang
Nach Liberia gilt auch Sierra Leone seit dem Wochenende wieder als frei von Ebola, hat es doch 42 Tage lang keine Neuerkrankung gegeben. Eine Erfolgsmeldung ist das allerdings nicht.
Viele Einwohner haben sich so sehr auf das Händeschütteln und die Umarmungen gefreut, die in der düsteren Seuchenzeit tabu waren. Deshalb ist es richtig, dass das Land das offizielle Ende am Wochenende ordentlich gefeiert hat. Der Ebola-frei-Stempel, der auf Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) basiert, lässt aufatmen und das Leid der vergangenen knapp zwei Jahre zumindest für einen kurzen Moment vergessen. Gleichzeitig ist der Schritt ein riskanter. Er gaukelt nämlich vor, dass nun das Leben wieder normal wird. Dabei gilt es gerade jetzt, so viel wie möglich aus der Krise zu lernen.
Noch immer gilt die Gesundheitsversorgung als extrem marode, auch wenn viele Millionen Euro in die Ebola-Bekämpfung geflossen sind. Es wird geschätzt, dass in den USA mehr Ärzte aus Sierra Leone arbeiten als im eigenen Land. Gerade ländliche Krankenhäuser haben manchmal nicht einmal fließendes Wasser oder Generatoren, geschweige denn qualifiziertes Personal. Um tatsächlich neuen Epidemien vorzubeugen, müssen diese Probleme zügig angegangen werden.
Gleiches gilt für die Unterstützung von Überlebenden und Hinterbliebenen. In einem ohnehin schon armen Land, in dem bis 2002 ein elf Jahre währender brutaler Bürgerkrieg tobte, stehen viele Menschen heute vor dem Nichts. Nur weil das Land jetzt frei von Ebola ist, haben sie weder etwas zu essen auf dem Tisch, noch können sie ihre Kinder wieder in die Schule schicken.
Deshalb sind nun sowohl die Regierung von Präsident Ernest Bai Koroma als auch die internationale Gemeinschaft in der Pflicht. Wer tatsächlich etwas ändern will, braucht langfristige Projekte. Diese sind häufig wenig attraktiv und spektakulär, dauerhaft aber die bessere Lösung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen