VON LÜGENRADLERN UND EISPRINZESSINNEN : Kati, Lance und Hollywood
ANDREAS RÜTTENAUER
Jake Gyllenhaal darf sich wieder Hoffnungen machen. Vielleicht trainiert der Schauspieler, der seinen Weltruhm seiner Rolle in „Brokeback Mountain“, dem Western mit Männerliebe des Regisseurs Ang Lee, verdankt, auch schon für die Szenen auf der Landstraße. In Hollywood laufen die Vorbereitungen für die Verfilmung des Lebens von Lance Armstrong. Produzent J. J. Abrams („Star Trek“, „Mourning Glory“, „Super 8“) und Paramount haben sich angeblich die Rechte an der Verfilmung eines Buches gesichert, das gerade geschrieben wird. „Lügenrad. Der Absturz von Lance Armstrong“.
So könnte Gyllenhaal doch noch zum Radfahrerdarsteller werden. Die Verfilmung des Lebens des Lügenradlers war schon einmal geplant. 2009 sicherte sich Sony die Rechte an der Verfilmung der Armstrong-Autobiografie, die in Deutschland unter dem Titel „Meine Tour des Lebens“ erschien. Bei Sony ist man sicherlich froh, dass nichts geworden ist aus dem Projekt, bei dem Jake Gyllenhaal für die Rolle des Lance Armstrong vorgesehen war. Er hätte einen Nationalhelden spielen sollen. Wird er für das anstehende Armstrong-Projekt gecastet, darf er sich auf eine Rolle als Fiesling vorbereiten. Dass Lance Armstrong sich selbst spielen würde, das war nie geplant. Welch erbärmlicher Schauspieler er ist, hat er bei seiner halbgaren Beichte im Talk mit Oprah Winfrey erst vor Wochenfrist unter Beweis gestellt. Er hat es nicht mal geschafft, so richtig zu weinen. Die leicht feuchten Augen, die er gezeigt hat, waren weiß Gott nicht hollywoodreif. Armstrong wird das wissen.
Wie indes die ehemalige DDR-Schlittschuhfahrerin Katarina Witt damit umgeht, dass sie in der von Hollywood geplanten Verfilmung ihres Lebens nicht selbst die Hauptrolle spielen darf, ist nicht bekannt. Zutrauen würde sie sich das wahrscheinlich schon. Sie ist es ja durchaus gewöhnt, sich selbst zu spielen. Gestern war sie auf Sat.1 in „Der Feind in meinem Leben“ zu sehen, wo sie eine Eiskunstläuferin spielt, die von einem Fan bedrängt und bedroht wird. So etwas hat sie selbst einmal erlebt. Der Stalker, der sie einst durch die ganze Welt verfolgt hatte, wurde 1992 in den USA zu 37 Monaten Haft verurteilt. Eine schöne Geschichte für Hollywood und so schön einfach in ein Drehbuch zu stecken. Schwieriger auf Film zu bannen ist sicherlich ihr Leben als Opportunistin mit andauernder Staatsnähe, die nie Probleme hatte, sich von mächtigen, staatenlenkenden Fans umschwärmen zu lassen, egal ob sie Erich Honecker (DDR, SED) oder Horst Seehofer (Bayern, CSU) hießen bzw. heißen.
Und auch wenn sich Witt die Rolle als Hollywood-Witt zutrauen sollte, so ist doch ungewiss, ob sie es schaffen würde, sich als Begünstigte des DDR-Regimes darzustellen, der ein Pass für Reisen ins nichtsozialistische Ausland und ein Westauto zugeschanzt wurden. Die zweifache Olympiasiegerin hat die umfangreichen Stasiakten, die belegen, dass sie immer und überall beobachtet wurde, immer eher als Opfer-Akten gesehen.
Darin ist auch dokumentiert, dass man sie nach ihrem ersten Olympiasieg 1984 in Sarajevo zum Schauspielstudium geschickt hat, wo sie sich mit ihrem Stimmchen aber gar nicht gut gemacht habe. Die Stimme ist im Privatfernsehen vielleicht auch gar nicht so wichtig, nicht so wichtig wie die Figur jedenfalls, die sie mithilfe der Abnehm-Stasi Weight Watchers, deren Werbegesicht sie ist, ein wenig auf Vorderfrau gebracht hat. Aber keine Bange. Wer auf ihre Rundungen steht (Seehofer?), müsse sich keine Sorgen machen, hat sie dem Ossi-Kampfblatt Super-Illu jetzt verraten: „Meine Kurven werde ich immer behalten.“
Sollte ihr das gelingen, wird es ihr helfen bei ihrer weiteren Karriere als Darstellerin. Die muss ja nicht unbedingt nach Hollywood führen, wo sie schon ein paarmal Nebenrollen als Schlittschuhartistin spielen durfte. Vielleicht sieht man sie ja mal wieder auf der Bühne. Bei den Jedermann-Festspielen 2009 im Berliner Dom hat sie die Buhlschaft gegeben und steht seither in einer Reihe mit anderen großen Schauspielerinnen, die in Berlin in dieser Rolle aufgetreten sind, Jenny Elvers-Elbertzhagen etwa.