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■ Katholikentag in DresdenWachsender Antisemitismus

Dresden (dpa) – Nach Ansicht des Erziehungswissenschaftlers Micha Brumlik (Frankfurt) äußern auch seriöse Wissenschaftler und Publizisten immer häufiger offen antisemitische Ansichten. Diese Tendenz halte er für sehr viel gefährlicher als das Auftreten rechtsextremer Skinheads, die in erster Linie ein soziales Problem darstellten, sagte Brumlik am Donnerstag auf dem Katholikentag in Dresden. Dort diskutierten jüdische und christliche Experten mit mehreren hundert Teilnehmern kontrovers über das Phänomen eines neuen Antisemitismus in Deutschland.

Anderer Ansicht als Brumlik waren der frühere Katholikentagspräsident, der Münchner Theologieprofessor Hans Maier, und der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Ernst Benda: Sie verwiesen darauf, daß es im politisch-parlamentarischen Bereich und auch ganz überwiegend in der deutschen Literatur keinen offenen Antisemitismus gebe. Einigkeit herrschte in der Frage, daß sich die Kirche noch sensibler mit antijüdischen Sprachregelungen auseinanderzusetzen habe. Günther Ginzel von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertrat die Auffassung, der traditionelle christlich-religiöse Antijudaismus spiele als „Brücke“ zum neuen Antisemitismus nach wie vor eine Rolle. Unklar blieb jedoch weitgehend, welche Konsequenzen aus den wahrgenommenen Erscheinungen zu ziehen sind. Ernst Benda äußerte ein „gewisses Unbehagen“, in der pluralistischen Gesellschaft mit staatlichen Maßnahmen gegen Sprachregelungen vorzugehen.

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