Katastrophe in Brasilien: Hunderte Tote nach Schlammlawinen
In Brasilien haben heftige Regenfälle innerhalb von 24 Stunden verheerende Schlammlawinen ausgelöst. Mehr als 360 Menschen sollen dabei gestorben sein.
RIO DE JANEIRO/TERESÓPOLIS afp/reuters/dapd | Bei starken Regenfällen und Erdrutschen in Brasilien sind nach amtlichen Angaben über 360 Menschen getötet worden. Besonders schwer betroffen ist die Serrana, ein bergiges Gebiet nördlich von Rio de Janeiro, das insbesondere in der jetzigen heißen Jahreszeit ein begehrtes Ausflugsziel ist. Allein dort fielen der Katastrophe Behördenangaben vom Donnerstag zufolge 348 Menschen zum Opfer.
Innerhalb von 24 Stunden war so viel Regen gefallen, wie sonst in einem Monat. Schlammlawinen rutschten in die Orte, Flüsse traten über die Ufer. Ganze Viertel in den Städten Nova Friburgo, Teresópolis und Petrópolis wurden durch reißende Ströme aus Schlamm und Gesteinsbrocken weggeschwemmt. Mindestens drei Feuerwehrleute kamen bei Rettungsarbeiten in Nova Friburgo ums Leben. Jorge Mario Sedlacek, der Bürgermeister von Teresópolis, sprach von einer "ungeheueren Katastrophe".
Allein in seiner Stadt starben mindestens 130 Menschen, in Nova Friburgo waren es 107 und in Petrópolis mindestens 30. Es wurde damit gerechnet, dass die Zahl der Todesopfer noch steigt. In der Metropole São Paulo waren am Montag und Dienstag durch den Starkregen mit anschließenden Erdrutschen bereits 13 Menschen ums Leben gekommen.
Die schweren Unwetter ließen etwa 100.000 Brasilianer in vier südöstlichen Bundesstaaten obdachlos zurück. Tausende Menschen wurden von der Außenwelt abgeschnitten und mussten ohne Strom und Telefon auskommen. Für die kommenden Tage sagten die Meteorologen weitere Regenfälle vorher.
Rettungsteams wollten ihre Arbeit am Donnerstag wieder aufnehmen, die sie am Vortag wegen Dunkelheit und schwieriger Bedingungen unterbrochen hatten. Die Trümmer mussten von den Bergungsmannschaften zuweilen mit bloßen Händen nach Überlebenden durchsucht werden, schweres Gerät kam nicht immer zum Einsatz.
Die 55-jährige Hausangestellte Angela aus Teresópolis sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe so etwas bislang nur als "Katastrophenfilm" im Fernsehen gesehen. "Häuser und Autos wurden von den Wassermassen mitgerissen, es war furchtbar."
Auf Anordnung des Zivilschutzes verließen sie und ihr Mann ihr von Überschwemmung bedrohtes Haus und suchten Zuflucht bei ihrer Tochter. Auf dem drei Kilometer langen Weg durch den Schlamm auf früher gepflasterten Straßen stieß Angela nach eigenen Angaben gegen etwas Weiches. "Es war die schlammbedeckte Leiche einer Frau. Sie hatte ihren Arm über ihr Gesicht gelegt als wolle sie sich schützen", schluchzte die Hausangestellte.
Die Regierung von Präsidentin Dilma Roussef stellte 780 Millionen Real (356 Millionen Euro) Soforthilfe für die betroffene Region zur Verfügung. Roussef wollte das Gebiet am Donnerstag an Bord eines Hubschraubers in Augenschein nehmen. Während das Gesundheitsministerium ankündigte, für die Region würden sieben Tonnen medizinisches Material zur Verfügung gestellt, erklärte der Gouverneur des Bundesstaates Rio, Sergio Cabral, er habe bereits die Marine um Hilfe gebeten.
Diese solle mit Flugzeugen und Helikoptern dabei helfen, Rettungskräfte und Ausrüstung in die betroffene Region zu bringen. Die Zeitung "Estado de São Paulo" berichtete, im Zusammenhang mit massiven Regenfällen seien im vergangenen Jahr in Brasilien mehr als 470 Menschen ums Leben gekommen.
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