Katastrophale Ökobilanz: Rinder sind Klimaschweine
Landwirtschaft erzeugt weltweit 32 Prozent der Klimagase. Das Einsparpotenzial ist riesig.
BERLIN taz Eine Milchkuh pupst und rülpst im Jahr viel Methan aus - damit ist sie genauso klimaschädlich wie ein kohlendioxidarmes Auto, das 18.000 Kilometer fährt. Die Landwirtschaft ist, bezieht man die Brandrodung zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen mit ein, für 32 Prozent der weltweiten Klimaeffekts verantwortlich - mehr als Verkehr und Industrie zusammen. Dennoch wird der Agrarsektor bislang von der Klimapolitik kaum beachtet. "Dabei gibt es hier große und preiswerte Einsparpotentiale", sagt Harald von Witzke. Am Montag stellte der Ökonom von der Berliner Humboldt-Universität eine neue Studie vor, die er für die Umweltorganisation WWF erstellt hat.
Von Witzke zeigt, wie einfach Klimaschutz in der Landwirtschaft möglich wäre: "Würde man etwa die Gülle bis zur Ausbringung aufs Feld mit einer Folie abdecken, könnte man die lagerungsbedingten Emissionen des Düngers bedeutend verringern." Die Vergärung von Mist in Biogaslagen bringe ebenfalls viel fürs Klima. "Die deutsche Landwirtschaft könnte anspruchsvollere Klimaziele auch ohne allzu große wirtschaftliche Probleme erfüllen", sagt von Witzke. Bislang hätten die Landwirte aber keinen Anreiz, klimafreundlich anzubauen.
Von Witzke und der WWF fordern daher, die Landwirtschaft in die Klimaschutzpolitik miteinzubeziehen. Kurzfristig sei eine Besteuerung der Klimagasemission sinnvoll: "Das gibt den Landwirten einen Anreiz, bereits bestehende Technologien einzusetzen." Neuseeland und Australien planen bereits eine solche Steuer. Langfristig, schlägt der Forscher vor, sollte die Landwirtschaft in den Emissionshandel einbezogen werden.
Der Appell richtet sich speziell an die EU-Politiker, die ab Mitte 2008 den Haushalt und damit auch die Agrarförderpolitik neu gestalten. Das Einsparpotenzial der Landwirtschaft ist laut von Witzke enorm: "Der Agrarsektor in Deutschland könnte seine Emissionen bis 2020 um 40 bis 50 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 1990 mindern."
WWF und von Witzke plädieren auch für eine bessere Aufklärung der Konsumenten. So sei kaum bekannt, dass Reis ein Klimakiller ist, wenn er aus dem Nassanbau stammt. Produkte aus ökologischem Anbau seien klimafreundlicher als konventionelle. Da nur Wiederkäuer wie Kühe und Schafe Methan ausstoßen, seien Schweinefleisch oder Geflügel zu bevorzugen. Die Klimabelastung durch Kühe wird aber noch zunehmen: Die globale Nachfrage nach Milchprodukten wächst stark.
Leser*innenkommentare
Albert
Gast
Sehr geehrter Herr Professor, was ist mit den Rapsfeldern? Der Anbau von Raps erzeugt Lachgas, das 300 mal schädlicher ist als CO2. Und dieser Rapsanbau soll auch noch staatl. gefördert werden. Als Zusatz für Benzin und Diesel oder pur als Biodiesel. Ist schon irgendwie schizophren!
J.Haas
Gast
SportlerInnen sind Klimasäue/Klimaschweine
Mehr ausgeatmetes CO2, mehr Fressen zum Muskelaufbau, wieder mehr CO2,
wann hat die Hysterie seinen Zenit erreicht????
SuTor
Gast
ich hoffe einmal mehr, dass Herr von Witzke die Studie eigentlich im April veroeffentlichen wollte, aber andere die Ironietags uebersehen haben.
Björn Hens
Gast
Ich lese ja furchtbar gerne die taz, daher bin ich auch etwas enttäuscht, dass niemand auf den Gedanken kommt einfach weniger oder keine tierischen Produkte mehr zu konsumieren. Denn nicht nur die Umweltbelastungen sind enorm, sondern auch die globale Ressourcenverschwendung von Nahrungsmitteln für die Tierzucht und nicht zuletzt die endlosen Qualen für die Tiere sind weit weg von Nachhaltigkeit.
Thomas Ahne
Gast
Wem fällt denn so etwas ein: Den natürlichen Vorgang der Verdauung zu besteuern um zu behaupten man tue etwas für die Natur? Wer so einen Mist fabriziert hat wohl selber nur Gas im Kopf.