■ Soundcheck: Kastrierte Philosophen / Zion Train
Gehört: Kastrierte Philosophen / Zion Train. Es ist vielleicht der unpassende Anlaß, aber die Kritik drängte sich am Sonnabend beim Polter-Rave der Kastrierten Philosophen so auf, daß eine Nachbemerkung doch not tut. Denn nach weit über zehn Jahren im Musik-Geschäft begehen Matthias Arfmann und Katrin Achinger noch immer denselben Fehler: Sie spielen mit dem Rücken zum Publikum, egal, wo sie hinsehen. Mag diese kühl-steife und unkommunikative Haltung in den Anfängen, als ihre Musik noch mehr psychedelisch und Velvet-Underground-beeinflußt war, sogar manchen stimmig erschienen sein, so hat mit dem Wechsel der Axiome – von Rock auf Reggae und Dance – diese Haltung zu einem kontraproduktiven Kontrast geführt. Groove verträgt keine Distanz und Schüchternheit, wie man bei Zion Train sehen konnten: Wenig schöne Menschen, die aber einfach den Inhalt ihrer Musik in Wildheit auch verkörpern können.
Dabei haben die Kastrierten Philosophen inzwischen wirklich klasse Songs, die zudem klasse arrangiert sind, aber daß sich dazu kaum jemand bewegen mochte, lag einzig und alleine an der eisigen Enthobenheit, die von der Band abstrahlt. Und das ist wirklich schade, denn ansonsten wäre der Schritt zu einer wirklich großen Band wahrlich nicht mehr weit. Doch zu einer solchen macht einen nur das Publikum, sonst niemand. Und das nur, wenn es dazu gehört. tlb
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