Kartellamt ermittelt: Ebay schreibt Paypal vor
Das Kartellamt prüft die neuen Ebay-Nutzerrichtlinien. Denn die schreiben Gelegenheitsnutzer vor, den hauseigenen Zahlungsweg Paypal anzubieten.
DÜSSELDORF/BONN dpa | Das Bundeskartellamt hat nach Beschwerden von Verbrauchern eine Untersuchung der neuen Nutzerrichtlinien beim Internet-Auktionshaus Ebay eingeleitet. Ebay verpflichtet seit Donnerstag mehr Verkäufer, auch den konzerneigenen Bezahldienst Paypal als Zahlungsmöglichkeit anzubieten.
Das Bundeskartellamt prüft, ob das Internet-Unternehmen dadurch einen Wettbewerbsverstoß begeht. Die Untersuchungen seien aber fernab von jeglichen Verfahren und noch in einem sehr frühen Stadium, sagte Kay Weidner, Sprecher des Kartellamts.
Ebay teilte mit, man begrüße die Möglichkeit, mit dem Bundeskartellamt in Dialog zu treten. Das Unternehmen sei bereits vor dem Start der neuen Regelungen in Kontakt mit der Behörde getreten, hieß es. Aus Sicht von Ebay profitieren kleine und Gelegenheitsverkäufer von den neuen Bestimmungen. Die sichere Zahlungsmethode solle das Vertrauen der Käufer erhöhen und die Angebote attraktiver machen.
Seit Donnerstag verpflichtet Ebay alle Verkäufer mit weniger als 50 Bewertungspunkten, optional auch Paypal als Zahlungsweg anzubieten. Dies betrifft vor allem private Anbieter und Gelegenheitsnutzer.
"Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Anzahl schlechter Kauferfahrungen bei Angeboten von Verkäufern mit weniger als 50 Bewertungspunkten doppelt so hoch liegt wie durchschnittlich auf dem Ebay-Marktplatz", argumentierte das Unternehmen. Viele Käufer vermieden es deshalb, Waren von Gelegenheits-Verkäufern zu ersteigern. Mit der optionalen Zahlungsabsicherung über Paypal würden die Angebote für Käufer jetzt wesentlich attraktiver.
Kritiker befürchten allerdings Nachteile und steigende Kosten für kleine Händler. Bei der Nutzung von Paypal entstehen den Online- Verkäufern zusätzliche Gebühren. "Die immer wieder angeführten Gebühren in Höhe von 3,9 Prozent vom Verkaufspreis entstehen aber nur bei Verkäufen ins europäische Ausland", sagte Maike Fuest von Ebay. Innerhalb von Europa würden für die Zahlung über Paypal 1,9 Prozent des Verkaufspreises fällig.
Die Beschwerden beim Bundeskartellamt hatten sich dennoch gehäuft. "Für uns ist jede Beschwerde Anlass, uns eine Sache anzusehen", sagte Weidner. Die Behörde gehe aber davon aus, dass es keinen Anlass für ein formelles Verfahren geben wird. 2008 hatte das Bundeskartellamt bereits die damals erweiterte Paypal-Pflicht für gewerbliche Händler geprüft, jedoch keine weiteren Schritte eingeleitet.
Leser*innenkommentare
Chasy
Gast
Auch wenn Paypal praktisch ist (diverse Länder, Währungen werden automatisch umgerechnet, schnell überwiesen), langsam reichts und wird unheimlich, weil Paypal ist nun mal ein US-Unternehmen und gehört zu ebay. Und ebay hat sich zu einem sehr unsympathischen Laden entwickelt. Die Gier, die Bevormundungen der Mitglieder und die Entlassungen der deutschen ebay Angestellten (ebay verlagert nach Irland, Outsourcing wie bei Drogeriekette Schlecker), hat bei mir dazu geführt, dass ich bei ebay nichts mehr kaufe und verkaufe.
Leser
Gast
Finde ich es gut, dass eBay seinen Verkäufern solche Vorschriften macht? Eher nicht. Allerdings kaufe ich selber bei eBay nur noch über PayPal. Wer als Privatanbieter nur Überweisung oder Kartoffelchips akzeptiert, verschenkt einfach Kundenpotential.
jonny
Gast
Man muss sich schon fragen, wür wie blöd ebay eigentlich seine Käufer und Verkäufer hält.
Da verpflichtet man alle Verkäufer mit weniger als 50 Transaktionen, bei paypal einen Account zu eröffnen, dort seine Daten anzugeben, und den Account für ebay-Verkäufe zu nutzen.
Und dafür natürlich anteilig Gebühren zu zahlen.
Aber alles natürlich nur zur Sicherheit von Käufern, klar...
Und wenn ebay drauf zahlen müsste für den Service, statt damit paypal in Schwung zu bringen und den Gewinn zu erhöhen, würden die das natürlich auch machen, für die Sicherheit der Kunden..
Eins ist doch klar bei dieser Farce:
Da waren Unternhemensberater am Werk die konkret nach einer Möglichkeit gesucht haben, paypal effektiv zu pushen, um dem Eigentümer ebay Geld in die Kasse zu spülen.
Alles andere ist doch nur marketing,"do no evil" - Geblubber, das 50% der Leute nicht interessiert, während die anderen 50% genau wissen das es eine Farce ist.
Ich sehe auch nicht, warum das Kartellamt zu dem Schluss kommen sollte, das Zahlung per Kreditkarte, oder per anderer Internet-Bezahldienste per sé als unsicherer ein zu stufen sein sollten als paypal.
Mit anderen Worten: ebay wird nachbessern müssen, oder die Änderung komplett zurück nehmen müssen.
So wie die Änderung der erzwungen VSK-Übernahme durch den Verkäufer in verschiedenen Kategorien, wo sie auch schon zu Kreuze gekrochen sind, und mea culpa riefen.
Technixer
Gast
Warum ist es grobfahrlässig deine Kreditkarteninformationen dort zu hinterlegen? Was ist der Unterschied, wenn du "nur" deine Kontodaten angibst? Wenn man im Handel mit Kreditkarte bezahlt läuft die Kaufabwicklung meist auch über Dritte. Da Buchungsverwaltung darüber günstiger ist, die haben also auch die personenbezogenen Daten.
Außerdem was ist sinnvoller, wenn du bei allen Online Händlern deine Karteninformationen einzeln angibst oder sie bei ein/zwei Unternehmen hinterlegst.
Datenschutz ist innerhalb der Wirtschaft heutzutage sowieso illusorisch.
groooveman
Gast
Paypal ist schlichtweg kein seriöses Unternehmen. Es gibt immer wieder Berichte über eingefrorene Konten und unerwünschte Abbuchungen.
Paypal behält sich auch das Recht vor Konten einzufrieren wenn der Verdacht (!) auf AGB-Verstöße vorliegen.
Hans
Gast
Die Konzernführung lernt es einfach nicht. Sie müssen es einfach lernen, dass die Leute, die da in ihrem Auktionshaus kaufen und verkaufen ihre KUNDEN sind und nicht irgendwelche Bittsteller! Schon das Fiasko mit dem "kostenlosen Versand" hat den Konzern viele Kunden und viel Geld gekostet. Können die nicht einfach mal zufrieden sein und Rendite Rendite sein lassen?
Aber scheinbar müssen die erst eine Handvoll bittere Pillen schlucken, bevor es wirkt.
Martin
Gast
mit ebay und paypal gibt es noch ein anderes problem: letzt hatte ich etwas ersteigert und der händler gab an, man könne auch mit kreditkarte zahlen. doch im bezahlprozeß stellte sich plötzlich heraus, daß ich einen account bei paypal erstellen muß, um als kunde bei diesem händler mit kreditkarte zahlen zu können. ein paypal-account bedeutet, daß dort dauerhaft meine kreditkartendaten gespeichert werden. das wäre ganz klar fahrlässig, dies als internetnutzer zu tun. somit wird man bei ebay in die irre geführt, bei dem auktionsangebot müßte vermerkt werden, daß die kreditkartenzahlung nur mit einem eigenen paypal-account möglich ist.
vermutich werden händler gezwungen, paypal zu nutzen, wenn sie kreditkartenzahkung anbieten wollen.