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Karadžić tritt nicht an

■ Stellvertreterin kandidiert bei den Bosnien-Wahlen für die Präsidentschaft

Sarajevo (AFP/taz) – Der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić wird bei den Wahlen in Bosnien nicht als Präsidentschaftskandidat antreten. Das berichtete die bosnisch-serbische Nachrichtenagentur SRNA vorgestern nacht. Karadžić habe diese Entscheidung getroffen, obwohl ihn die Führung seiner Serbischen Demokratischen Partei (SDS) zur Kandidatur gedrängt habe. Statt Karadžić wird laut SRNA seine Stellvertreterin Biljana Plavsić für die Präsidentschaft der Serbischen Republik kandidieren. Dies habe die SDS-Führung „einmütig“ beschlossen. Karadžić' Kandidatur hätte gegen das Friedensabkommen von Dayton verstoßen.

Am Wochenende hatte Karadžić seine Amtsvollmachten an Plavsić abgegeben. Die Führung der SDS tagt seit drei Tagen in Pale, um über die Kandidatur bei den Wahlen zu beraten.

Der Verzicht Karadžić' für die Bosnienwahl am 14. September reicht der bosnischen Regierung nicht. Regierungsvertreter Mirza Hajrić forderte Karadžić auf, zumindest das Territorium von Bosnien-Herzegowina zu verlassen, wenn er schon nicht vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gestellt werde. Hajrić kritisierte den internationalen Bosnien-Beauftragten Carl Bildt, weil er bislang keine Sanktionen gegen Serbien oder die bosnisch-serbische Republik verhängte, obwohl sich Belgrad und Pale weigerten, Karadžić an Den Haag auszuliefern. Bildt sagte gestern im US-Fernsehsender CNN, Karadžić sei „auf dem Weg nach draußen“. Über seinen Sprecher Colum Murphy ließ er allerdings durchblicken, daß die SDS auch dann an den Wahlen teilnehmen könne, falls Karadžić den Vorsitz behalte. Demgegenüber hatte der für Bosnien zuständige Leiter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Robert Frowick, erklärt, daß die OSZE die SDS dann möglicherweise von der Wahl ausschließen werde.

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