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Kanzlerkandidat Peer SteinbrückDer tapfere Sozialdemokrat

Peer Steinbrück wird im nächsten Jahr Angela Merkel herausfordern. Die Wähler wollen das bisher offenbar nicht. Kann der Kandidat das ändern?

Langer Wahlkampf: Hat Peer Steinbrück gegen Angela Merkel eine Chance? Bild: ap

BERLIN taz | Am Freitagnachmittag war alles klar. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel erklärte in der Parteizentrale, er werde am Montag dem Parteivorstand Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten vorschlagen. Das Ziel laute ab jetzt Rot-Grün im Bund. Nun gut, diese Neuigkeit war bereits seit dem Morgen bekannt und bestätigt. Spannend war jedoch die Frage, wie der Vorsitzende die Personalie den Fraktions- und Parteilinken schmackhaft machen würde.

Und tatsächlich, schon in seinem zweiten Satz warf Gabriel die Angel aus. Man werde, sagte er, am Montag auch „einen Vorschlag vorlegen, wie die SPD in den kommenden Jahren ein weiteres Absinken des Rentenniveaus bis 2030 auf 43 Prozent verhindern wird“. Der Streit über die Rentenhöhe war zuletzt eng an die Kandidatenfrage gekoppelt worden. Nun also Steinbrück, der Agenda-2010-Mann.

Dass die wichtige Personalie doch schon bekannt gegeben wurde, darf man getrost mutig nennen. Mutig gegenüber den eigenen Parteimitgliedern, von denen nicht wenige den Kandidaten in einer Linie mit dem grandiosen Vertrauensverlust der Wähler in sozialdemokratische Politik verbinden. Mutig, gemessen an dem langen Wahlkampf, der für Peer Steinbrück exakt jetzt beginnt. Und mutig gegenüber Schwarz-Gelb, denn nie saß die Kanzlerin Angela Merkel so fest im Sattel wie derzeit.

Kandidatensterben

Nur in den seltensten Fällen ist der SPD bisher gelungen, aus einem Kanzlerkandidaten auch einen Kanzler zu machen. Es scheiterten Kurt Schumacher gegen Konrad Adenauer (1949), Erich Ollenhauer gegen Konrad Adenauer (1953 und 1957), Willy Brandt schon wieder gegen Adenauer (1961), zudem gegen Ludwig Erhard (1965) und Kurt Georg Kiesinger (1969), Hans-Jochen Vogel gegen Helmut Kohl (1983), Johannes Rau gegen Helmut Kohl (1987), Oskar Lafontaine schon wieder gegen Kohl (1990), Rudolf Scharping nochmals gegen Kohl (1994), Frank-Walter Steinmeier gegen Angela Merkel (2009). SPD-Kanzler wurden nur Willy Brandt (1969-1974), Helmut Schmidt (1974-1982) und Gerhard Schröder (1998-2005). (klh)

„Erst klären wir die Programmatik, dann die Kandidatenfrage.“ Diesen Satz hat Sigmar Gabriel in den zurückliegenden Wochen ständig wiederholt. Nun läuft es genau andersherum. Statt wie angekündigt erst die inhaltlichen Leitlinien abzustimmen, mit denen die Partei die Wählerinnen und Wähler überzeugen könnte, schieben die Sozialdemokraten doch erst den Kandidaten nach vorn.

Politischer Ziehsohn von Altkanzler Helmut Schmidt

Eigentlich, hatte es noch im Sommer geheißen, wolle man nach der Niedersachsen-Wahl im Januar den Kanzlerkandidaten küren. Dann hieß es, frühestens nach dem Parteikonvent Ende November sei mit der Entscheidung zu rechnen, man wolle erst … die Inhalte, genau. Nun, am Ende jener Woche, in der sich der SPD-Vorstand nicht auf ein vollständiges Rentenkonzept einigen konnte, ist die Kandidatenfrage plötzlich entschieden. Peer Steinbrück soll es machen.

Der 65 Jahre alte politische Ziehsohn und Schachpartner von Altkanzler Helmut Schmidt (93) ist vielen noch in Erinnerung als Finanzminister der großen Koalition. Gemeinsam mit Angela Merkel hatte er sich 2008 für die Rettung der Pleitebank Hypo Real Estate eingesetzt, mit dem Ergebnis, dass der Staat für deren Milliardenverluste haftete.

Bei den Genossen an der SPD-Basis hält sich die Beliebtheit des kühlen Rechners in Grenzen. Als Steinbrück, 2002 ins Amt gekommen, 2005 als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen zur „Schickalswahl“ über Rot-Grün im Bund antrat, holte er im Land der Sozis mit 37 Prozent ein miserables Ergebnis.

Danach fand sich Steinbrück am Kabinettstisch von Angela Merkel wieder. Vor zwei Wochen beim Zukunftskongress in Berlin sagte er über diese Zeit, die SPD habe bis 2009 „mehr richtig gemacht, als wir uns gelegentlich als Sozialdemokraten selber eingestehen“. Und tags zuvor hatte er bei seiner Bewerbung als Bundestagskandidat erklärt: „Peer Steinbrück wird nie wieder in einem Kabinett von Frau Merkel zu finden sein.“

Keine Chance im direkten Vergleich gegen Merkel

Folgt man den Umfragen, ist es im Moment fast egal, wer von den Sozialdemokraten im nächsten Jahr gegen Angela Merkel verliert. Weder Steinmeier noch Gabriel oder Steinbrück hätten im direkten Vergleich eine Chance gegen sie. Nur 36 Prozent der Befragten favorisieren Steinbrück als Kanzler. 53 Prozent würden laut ZDF für die Amtsinhaberin stimmen.

Der Politikwissenschaftler Matthias Micus vom Göttinger Institut für Demokratieforschung schließt einen Kanzler Steinbrück dennoch nicht aus. Zwar sei der von den Mitgliedern der Troika „am weitesten von der linken SPD-Linie entfernt“, aber er sei auch eine echte Option für Leute, die die Agenda-2010-Politik prinzipiell richtig fanden.

Diese Leute, sagt Micus, „sind zwar nicht die Delegierten auf den Parteitagen, aber die Wähler“. Gleichwohl sei die Entscheidung für Steinbrück die „mutloseste“; sie zeige überdeutlich, dass die SPD „selbst nicht mehr an eine linke Mehrheit glaubt“. Steinbrück mache die Partei stattdessen „wieder ansprechbar für die FDP“.

Die SPD-Linke guckt sich den Kandidaten schön

Tatsächlich sagte Steinbrücks Freund, Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki: „Steinbrück ist derjenige, mit dem die Liberalen am ehesten reden können.“ Die Kanzlerin ließ über ihren Sprecher ausrichten, sie habe „überhaupt keine Vorlieben, was ihren Gegenkandidaten betrifft“.

Und Grünen-Chef Cem Özdemir sagte: „Der Wechsel ist hiermit eingeläutet.“ Von der Linken meldete sich Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn zu Wort: man sei gespannt, ob Steinbrück „mit den Lebenslügen der Agenda-SPD brechen“ werde.

Unterdessen guckt sich die SPD-Linke den Kandidaten schon mal schön. Ernst Dieter Rossmann, Wortführer der Parlamentarischen Linken im Bundestag, erklärte: „Peer Steinbrück soll Kanzler für Deutschland werden, nicht Kanzler für die Parlamentarische Linke.“ Auch Bayerns Landeschef Florian Pronold sagte: „Steinbrück kann Kanzler.“

Nur Ralf Stegner, Vertreter der Linken im Parteivorstand, mahnte, Steinbrück könne nur erfolgreich sein, wenn er mit einem Team aus Leuten antrete, „die das Profil der linken Volkspartei SPD glaubwürdig repräsentieren“. Dafür brauche er die Unterstützung der gesamten Partei. Die zu organisieren – das wird Steinbrücks erste Prüfung.

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28 Kommentare

 / 
  • KK
    Karl K

    Vom Osten lernen, heißt Siegen lernen!

     

    Denn - faß ich alle Kommentare und Leserbriefe zu dieser Personalie und den politisch-gesellschaftlichen Aussichten mal cum grano salis zusammen:

    Bei der ersten freien Wahl nach dem Kriege in der

    Ssowjettisch besetzten Szone ( Adenauerslang) wurde u.a. wie folgt gewählt:

    " Meine Partei ist nicht dabei"

     

    Und. War Peer nicht mal ne Zigarettenmarke der gehobenen Klasse?

    Und der Stein bestimmt ja bekanntlich das Bewußtsein.

  • SK
    Sonne überm Kohlenpott

    Was ich wirklich an Steinbrück schätze, ist seine absolut unverblümte, direkte, muntere Art. Ich bin richtig erleichtert - egal, ob ich mit ihm einer Meinung bin oder nicht - dass wir einen solchen Politikertyp bekommen. Sollte er allzu arrogant daherkommen, kann man ihm ja übers Maul fahren.

    Ich versuche, es meinen Gegnern nicht übelzunehmen, wenn sie sich im Eifer des Gefechts schlecht ausdrücken. Ich bin für die Einführung der Redefreiheit in Deutschland, so wie sie in den Estados Unidos von der Verfassung geschützt wird (Ausnahmen à la Assange not withstanding) - also temperamentvoll geäußerten Unsinn eingeschlossen.

    "Skinhead" war da noch sehr milde. "mit Verlaub sie sind ein Arschloch" war schon besser.

     

    Nichts geht mir so auf die Nerven wie dieser Mangel an Kampfeslust, diese Unfähigkeit, Auseinandersetzungen zu genießen, die ganze

    Intoleranz und Erbsenzählerei. Politik darf auch unterhaltsam sein.

    Kein Wunder, dass kluge, aber emotionale Typen kaum noch in die Politik gehen (Claudia Roth ist eine Ausnahme) - sie werden allzuschnell von unseren selbstgerechten Moralaposteln mit Benimm-Etiquette abgeschossen (die Taz gehört eher nicht dazu, sie spottet, aber ist selten unfair).

     

    Stattdessen haben wir Politiker, die erst in ihrer Todesstarre sanfte Gesichtszüge zurückgewinnen werden (ja, ja, auch der Hass auf das Unrecht...aber das ist es ja nicht).

     

    Merkel muss sich warm anziehen, die Krise kommt langsam auch bei den Krauts an. Und dann schaun wir mal - vielleicht sind der Fritz, der Franz und die Edeltraut doch zu einem Aufstand in der Lage. Stuttgart 21 lebt!

  • L
    Lobo

    Steinbrück gehört mit seiner Einstellung in die FDP-, er hat in der SPD eigentlich nichts mehr zu suchen. Ein reicher Schwätzer, dem die Belange der Unterschicht am Arsch vorbei gehen. Dass er jetzt schon mit der FDP klüngelt ,bezeugt doch welch Geistes Kind er ist. Und alle die Fettnäpfchen in die er geschlittert ist, zeigt doch wie wenig Charakter dieser Mann hat. Ein Politiker der nicht integer ist, gehört nicht ins Kanzleramt.

  • V
    viccy

    @ Petra Müller

    Kennen Sie Leute in hartz 4-Bezug? Man könnte daran sehr zweifeln, wenn Sie schreiben, die tolle Agenda 2010 hätte "Vorteile für die Armen" gebracht.

     

    Buchempfehlung (Achtung, brutaler Augenöffner kraft Sachkenntnis):

     

    http://www.tacheles-sozialhilfe.de/literatur/Leitfaden.html

  • W
    willibald

    Schon mal die Variante durchdacht, dass man den ohnehin chancenlosen Steinbrück vorschickt, damit Gabriel und Steinmeier sich in der zweiten Reihe eins ins Fäustchen lachen und sich selbst noch etwas schonen können? Dann wäre man nämlich "Peer den Erfolglosen" endlich auf sehr bequeme Art losgeworden. ... und im Vorruhestandsalter ist der doch sowieso schon.

    ;-)

  • C
    Celsus

    Tapfer? Nein. Tapfer sind die Mitglieder die den Umschwang zu immer weniger Sozialstaatlichkeit von oben herab mitmachten. Die jetzige Spitze der drei alten Herren in der SPD hat bei jedem Sozialabbau mitgestrickt. Sollen wir glauben, dass den Herren diese Lust vergangen ist - und das nicht nur während des Wahlkampfes, sondern auch danach?

     

    Es ist eine Politik, die zu dem maßgeblich beigetragen hat, was wir demletzt aus dem Arbeitsminidterium vernehmen konnten: Nur 1 % des Vermögens ist bei der unteren Bevölkerungshälfte.

     

    Wird die SPD den Trend der Verarmung der utneren Bevölkerungshälfte mit einer weiteren Mehrwertsteuererhöhung und einer Nichteinführung einer nennenswerten Vermögenssteuer weiter verschärfen? Ich fürchte ja und die SPD-Mitglieder werden es wieder "tapfer" mittragen.

  • Y
    yberg

    agenda steinbrück :

     

    20.10 %

     

    helau und aaallaaaf....

  • IB
    IHeinz Boxan

    Ob durch Steinbrück oder wen immer,es sollte wieder ein vernüftiger Sozialismus die Politik in gerechtere Bahnen lenken.Die Unmenschlichkeit, stinkreich und bitter arm, muß ebebso ausgermerzt werden wie die Verbrechen der Finanzwirtschaft durch hochkriminelle Bad-Banker.Wir müssen wieder von einer demokratischen

    Regierung und nicht über die Lobby der 10 % Superreichen regiert werden.

    c - inribonax

  • SV
    Sebastian Vierling

    Schade, auch die TAZ schreibt nichts zu Steinbrücks skandalöser Vergangenheit.

    Seine notorische Sitzungsschwänzerei, die legendär ist.

    Das Unterstützen des Zockens bei der WestLB, was letztlich zu deren Untergang geführt hat. Und was bei der WestLB zu seiner VR-Zeit gelaufen ist, füllt Bücher an Anekdoten.

    Was ist mit seiner "Abrechnung" mit der SPD nach seinem Ministerende- warum wird die eigentlich nirgendwo erwähnt?

    Was ist mit seinen wirtschaftlichen Verbindungen- die "Rettung" der Commerzbank, die mithalf, in nach seinem Ministerposten auf einen Aufsichtsratsposten bei Thyssen zu hieven?

    Wo er prompt Lobbyarbeit für die "Rettung" Griechenlands anführte und das Ermahnen zum Zahlen der Rechnungen- für die bestellten U-Boote von...Thyssen.

     

    Es gibt viele, die bei Steinbrück in der Schuld stehen, nur deshalb ist er jetzt Kanzlerkandidat. Die TAZ sollte den Mut haben, die Hitnergründe aufzuklären

  • W
    Wahrheitssager

    ich kann nur ein sagen. Gottes Willen. Für mich steht fest.Ich wähle Frau Merkel. Der Steinbrück ist erst Mal ein Versager (NRW Wahl). 2. Er ist der Verursacher ganze Finanzkrise. Jetzt will er den großen Retter spielen. Na dann viel erfolgt.

  • G
    Gollum

    Steinbrück wird keine Chance haben.

    Solange der deutsche Michel seinen iphone 5 Vertag abschlissen und einen Tag im Europa Park verbringen darf, wird Merkel Kanzlerin bleiben.

  • M
    Merkel-Vorgehensweise

    Wie jüngst vom Spiegel berichtet, wie A. Merkel gleichsam Stasi-Methoden ihre Wahlkampf-Gegner ausforschen und beobachten lässt und Dossiers über ihre WahlgegnerInnen führt, wird die 'Grand Dame der Wende 1989/1990' davon Steinbrück nicht auslassen und ihn mit Skandalen überziehen.

  • NM
    Norbert Masson

    Schon im Anfangstext schrieben Sie: „Die Wähler wollen das offenbar bisher nicht.“. Überrascht das ? Hat sich die SPD in den letzten 20 Jahren überhaupt jemals für die Wünsche der Wähler, der Menschen in unserem Land interessiert? Nein! Es gilt immer noch der Satz von Müntefering, es sei unfair die SPD an den ihren Versprechen vor der Wahl zu messen.

    Auch die Parteilinke wird sich verhalten wie unter Schröder, hinterher leise – ganz leise - sagen, eigentlich waren wir nicht einverstanden. Handeln wird sie nicht! Die Neoliberale Politik der SPD könnte unter Steinbrück sogar die der FDP übertrumpfen. Die SPD Volkspartei zu nennen grenzt, angesichts ihrer gegen die Menschen im Land gerichteten Politik, ist eine Unverschämtheit gegen über der Bevölkerung Deutschlands.

     

    Übrigens, fast zeitgleich geht Beck, der als Ministerpräsident die Agenda 2010 unterstützt hat, mit 63 in Rente. Abschläge und Arbeiten bis 67 oder zu Umfallen gilt nur für die Menschen im Land – Für SPD´ler nicht.

     

    Also gilt es, bei der nächsten Wahl echte Alternativen zu schwarz gelb zu suchen. Oder aber als Wähler die SPD in eine alternative Koalition zu zwingen die wirklich sozial und demokratisch ist.

  • K
    KFR

    der Mann hat schon in NRW versagt, wurde als Finanzminister wegen Arroganz und Einsatz für seine Klientel ( Wirtschaft statt Partei ) "geschätzt" und später als Ministerpräsident, Nachfolger Rau, offenbar nicht für Führungs-aufgaben geeignet, abgewählt.

    Was soll das bitte ? Der Mensch hat seine Möglichkeiten längst erschöpft.

  • V
    vic

    Das ist lustig; Steinbrück fordert Merkel heraus. Dabei wissen doch alle- vermutlich auch er,

    bestenfalls wird er den Fifi an Merkels Leine machen.

  • PM
    Petra Müller

    Man sollte Steinbrück nicht unterschätzen. Der ist intelligent genug, um die Zeichen der Zeit zu lesen und die Weichen danach zu stellen. Zwischen der irrationalen Totalablehnung der Agenda 2010 durch die Linke (die offenbar nie mit wirklich Armen reden, für die sich durch Reform der Sozialhilfe mancherlei Vorteile ergeben haben, sondern in Wahrheit die Klischees der von Abstiegsangst ganz erfüllten "Mittelklasse" nachbetet) und der neokonservativen totalen Deregulation, zu welcher erst die jetzigen Machthaber die Agenda 2010 herabgewirtschaftet haben, gibt es zahlreiche anzustrebende gangbare Kompromissebenen, die den gesamtgesellschaftlichen Konsens zu erneuern geeignet sind.

     

    Und selbst der grösste Feind des Steinbrück kann diesem nicht absprechen, dass er mutig ist, und tatkräftig zumindest wirkt.

     

    Durch Buchveröffentlichungen und Vortragshonorare scheint er sich zudem eine finanzielle Unabhängigkeit erworben zu haben, die ihn im Agieren relativ frei macht von der Not, auch eigene Bedürfnisse sichern zu müssen. Schon von daher scheint es glaubwürdig, betont er, nur als Kanzler mitzumachen in einer zukünftigen Regierung.

     

    Wenn die Parteilinken ihn auszuhalten lernen, wenn er mittlerweile gelernt hat, sie auszuhalten und sogar zu respektieren, kann das was werden.

     

    Steinbrück wird auf jeden Fall eine Marke setzen und die SPD nochmal hochreissen. Selbst wenn es zum Kanzler dann nicht reicht, kann der neue Schwung noch bitter nötig für die nächsten Jahre sein.

     

    Vielleicht kapieren sie in dieser Partei ja endlich mal, dass sie dringend aufeinander angewiesen sind, die ganzen Linken, Rechten und sonstigen. Steinbrück könnte als Wahlkämpfer dieser grosse Erneuerer sein, und seien wir ehrlich, er muss es schon fast sein.

  • V
    Verwirrter

    die letzten Wochen hiess es (auch hier), die SPD schneidet sich ins eigene Fleisch, weil sie keinen Kandidaten kuert, es sei doch hoechste Zeit. Jetzt wird ihr genaus dies vorgeworfen (z.B. in diesem Artikel). Ich bin selbst Genosse und frage mich, ob man es in den Augen der Taz ueberhaupt richtig machen kann?

  • K
    K.Schumacher

    Ausgerechnet Stegner, der "Heide-Mörder", meldet sich zu Wort - Na, DEN braucht die SPD jetzt so dringend wie...

  • HK
    Henner Kröper

    Die Wähler wollen das bisher offenbar nicht.

    Eine Frage an die Redaktion:

    Welche Wählern sind gemeint und auf Grund welcher Erkenntnisse kam dieser Satz zustande.

    Falls Sie von CDU, CSU und Grüneb Wühlern sprechen könnte das sogar stimmen.

  • B
    B.Ittenicht

    Wer hätte das gedacht. Das Schmierentheater der Schachspielerkameraden Schmidt und SB ("Er soll es machen.") scheint tatsächlich Erfolg zu haben. Aber bevor der Bock endgültig zum Gärtner gemacht wird, kann noch viel passieren. Wer weiß schon genau wie eng SB mit alten und neuen neoliberalen Seilschaften verknüpft ist und daraus persönliche Vortteile gezogen hat, bzw. bezieht. FDP Kubicki jubelt schon mal unverfroren. Das gibt zu denken. Die letzten sozialen Demokraten in der SPD werden jetzt bis zur Wahl wohl tiefgefroren. Die Krise lässt man noch etwas still köcheln, dann platzt der Kessel und es hilft nur noch die große Koalition. Harz 5 wird dann kommen müssen , sie werden einen chicen Namen dafür finden. Aber vielleicht klappt das ja nicht mit dem Köcheln und dem tiefgefrieren!? Irgendwann reicht es...

  • H
    Harald

    Steinbrück ist von den Bilderbergern schon 2011 als Kanzlerkandidat ausgesucht worden, entsprechende Videos und Artikel findet man zuhauf im Internet und diese Meldungen sind nicht von rechtsgerichteten Seiten.

     

    Wenn sie nächstes Jahr, das eh schon verarmte Volk noch mehr drangsalieren, dann kann man dies auf jeden Fall nicht mit einer CDU-FDP-ReGierung machen, sondern es geht nur mit Parteien die so tun als wenn sie Politik fürs Volk machen, also mit SPD und Grüne.

     

    Steinbrück ist ein Bückling des Kapitals, ein Knecht der Globalisierung und alles andere als Tapfer.

  • WD
    Was daraus wird:

    Steinbrück wird ganz einfach Außenminister einer Großen Koalition.

    und die SPD wird gebraucht um die Agenda 2020 durchzusetzen - härteste Angriffe gegen die Lohnabhängigen, Rentner und Nicht-Gewinner.

     

    Das geht besser mit zwei großen Parteien und es ist eigentlich egal was mit den kleineren Parteien geschieht.

  • HM
    Hein Mück

    Was soll bloß dieser andauernde Fetisch von "erst die Inhalte, dann das Personal"??? Keine Partei hält sich daran. Immer wird erst gekuckt, wer den Job machen soll, und dann wird man schon sehen...

  • S
    Sauerbraten80

    Damals als Minister unter Merkel hat Steinbrück die Finanzmärkte fleißig dereguliert, und zum Dank dafür wird er bis heute von Banken und Versicherungen für hochdotierte Vorträge engagiert. Und jetzt als Kanzlerkandidat beklagt derselbe Steinbrück plötzlich die Macht der Finanzmärkte, will einen Anti-Banken-Wahlkampf führen und verspricht Regulierung? Das ist weder tapfer noch mutig, sondern einfach nur dreist. Meine Wählerstimme gibt es dafür jedenfalls nicht, sondern nur Hohn und Spott.

  • JD
    Joe Doe

    Mist nochmal 4 Jahre Schwarz-Gelb!

  • F
    friedrich

    warum sollte Steinbrück verlieren?

     

    Helmut Schmidt hat bei Anne Will schon den WQahlkampf für Steinbrück eröffnet!

     

    Ab heute beginnt die Abschiedstournee der "PATIN"!

     

    Trotz hochschreiben von Merkel, trotz BILD, Spiegel und focus wird Steinb rück gewinnen!

     

    Schon heute hat die SPD komplett die KohlFeiertage durch ihre Nachrichten überlagert.Niemand spricht von Kohl!!

     

    Meisterleistung. Guter Start.

  • E
    eksom

    SPD täuscht sich selbst, um andere effektiver belügen zu können. Die SPD unterliegt einer Selbsttäuschung, wenn Sie einem Scharlatan nachläuft, dem Zeitgeist huldigt, den Weg des geringsten Widerstandes wählt und sich fremdbestimmenden Einflüssen ausliefert. Die SPD unterliegt einer Selbsttäuschung, wenn sie das Schädliche, Minderwertige und Destruktive bevorzugt -weil es bequemer und kostengünstiger zu haben ist oder weil sie es als lukrativ, nützlich und vorteilhaft einschätzt.

    PS: Als Scharlatan wird eine Person bezeichnet, die fälschlicherweise vorgibt, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen.

  • HS
    h s

    Von der FDP lernen, heisst siegen lernen: klares Ziel Vizekanzler mit 18%.