Kampf ums Überleben: Solidarität aus Spree-Athen
AktivistInnen aus Griechenland berichten in Berlin von den sozialen Kämpfen in ihrer Heimat. Die hiesigen Gewerkschaften zeigen sich zwar solidarisch - finden die Mobilisierung aber oft "schwierig"
Streiks, Besetzungen, Demonstrationen: Seit Monaten revoltieren große Teile der griechischen Bevölkerung gegen die Folgen der europäischen Krisenpolitik in Griechenland. Am Dienstagabend berichten AktivistInnen aus Griechenland in Kreuzberg über ihren täglichen Kampf gegen das Spardiktat.
Seit vier Monaten etwa streiken die Mitarbeiter des griechischen Stahlwerks „Elliniki Chalywurgia“ in Athen. Das Unternehmen ist eines der größten Griechenlands und im Zuge des Streiks besetzt worden. „Der Arbeitskampf bei Elliniki Chalywurgia findet viel Unterstützung in der Bevölkerung, das war nicht immer so“ sagt einer der Organisatoren des Abends, Dionisis Granas. Mittlerweile sei dieser Arbeitskampf zu einem Symbol des Widerstands in Griechenland geworden.
Deshalb wird Panagiotis Katsaros aus der Belegschaft des Athener Stahlwerks über den Arbeitskampf berichten, Konstantina Daskalopoulou, Journalistin der großen liberalen Tageszeitung „Eleftherotypia“, berichtet vom dortigen Streik. Seit August haben die Journalisten keine Gehälter mehr bekommen, seit Mitte Februar wird die Zeitung nun selbstverwaltet aus den besetzten Redaktionsräumen herausgegeben.
Auch Ver.di unterstützt
Organisiert hat die Veranstaltung die Gruppe „Real Democracy Now! Berlin/Griechenland“ aus Berlin. „Die Idee entstand vor einigen Wochen in einer Taverne“, sagt Margarita Tsomou von der Aktivistengruppe. Die Gruppe aus griechischen Studierenden und ArbeiterInnen, die in Berlin leben, hat sich letzten Sommer im Zuge der Indignados-Proteste in Spanien und Griechenland gegründet. Sie organisiert Solidaritätsaktionen und versucht, auch die deutsche Öffentlichkeit zu erreichen. In den letzten Wochen hätten die deutschen Gewerkschaften zunehmend Interesse an der Arbeit der Gruppe gezeigt, sagt Tsomou. Mitveranstalter ist nun auch der Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall sowie der Fachbereich Medien und die Bildungsgewerkschaft GEW.
Auch Dierk Hirschel, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim Ver.di-Bundesvorstand will mitdiskutieren. „Wir erleben überall in Südeuropa einen Generalangriff auf Arbeitnehmerrechte. Das hat in den letzen Monaten noch einmal eine ganz andere Qualität angenommen“ sagt Hirschel. Er will seine Kollegen für eine verstärkte Solidarität mit den griechischen Kollegen mobilisieren – auf Betriebsebene sei das jedoch oft schwierig. Ähnlich bewertet das der Hannoveraner Sozialwissenschaftler Gregor Kritidis, der heute abend ebenfalls mitdiskutieren wird: „Die Soli-Arbeit mit Griechenland steht noch ganz am Anfang.“
■ 13. März um 18 Uhr, IG-Metall Haus in der Alten Jakobsstraße 149
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner