piwik no script img

Kampf um Bukarester Uni-Platz

■ Nach der brutalen Räumung des Platzes am Morgen erneute Besetzung am Nachmittag

Bukarest (ap) - Mehrere hundert Demonstranten haben gestern in Bukarest den Uni-Platz besetzt, nachdem am Morgen ein Großaufgebot von 300 bis 400 Polizisten den Dauerprotest von Sympathisanten der Opposition gegen Staatspräsident Ion Iliescu beendet hatten. Die mit Stahlhelmen und weißen Schutzschilden ausgerüsteten Polizisten stürmten um kurz vor fünf von allen Seiten auf den Platz. Während von amtlicher Seite von Verletzten keine Rede war, sahen Augenzeugen, daß viele Demonstranten blutend die Flucht ergriffen. Über 100 Personen wurden festgenommen, eine Anzahl Menschen, die sich im Hungerstreik befanden, wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Demonstranten hatten seit 50 Tagen den Verkehr auf dem Platz blockiert.

Am Mittag versammelten sich rund um den von der Polizei vollständig abgesperrten Platz im Zentrum von Bukarest mehr als 2.000 Menschen, um gegen die gewaltsame Räumung der „ersten kommunistenfreien Zone in Rumänien“ zu protestieren. In Sprechchören forderten die Demonstranten immer wieder „Nieder mit dem Kommunismus“ und „Glasnost“. Zu den Forderungen der Opposition gehört, daß frühere Kommunisten zehn Jahre lang kein öffentliches Amt bekleiden dürfen. Außerdem wollten sie durchsetzen, daß die Regierung allen Gruppen Zugang zu den weiterhin staatlich kontrollierten Medien gewährt.

Die Polizeiaktion hatte sich bereits am Dienstag abgezeichnet, als die Staatsanwaltschaft eine Erklärung herausgab, in der es hieß, auf dem Platz hätten „gefährliche Kriminelle Zuflucht gesucht“. Raub und Gewalt seien dort an der Tagesordnung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen