Kampf gegen Kinderpornographie: Von der Leyen greift Interpol an
Die Familienministerin will mehr Infos über Erfolgsquoten der Polizeibehörde Interpol bei Kinderpornoseiten - und dass soziale Netzwerke mithelfen.
BERLIN taz | Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) fordert, dass von Ermittlern gesammelte Daten über Kinderpornografiebilder europaweit noch besser abgeglichen werden. "Nur so können wir die missbrauchten Kinder finden und die Täter stellen", sagte sie auf einer Fachkonferenz am Dienstag in Berlin. "Sind wir international gut aufgestellt? Ich würde sagen: nein", betonte die Ministerin.
Von der Leyen kritisierte zudem, dass es nicht genug Informationsrückfluss der internationalen Polizeibehörde Interpol gebe, die vom Bundeskriminalamt Meldungen über Internetseiten mit kinderpornografischen Bildern erhält. "Wir wissen nicht, was dann damit passiert, etwa ob die Bilder gelöscht wurden." Deswegen müsse man als nächsten Schritt ein internationales Monitoringsystem aufbauen, so von der Leyen.
Auch Kathrin Wieland von "Save the Children Deutschland" bemängelte die Erfolgsquote bei der Verfolgung der Täter. Interpol habe über eine Million Fotos von 50.000 Kindern. Davon habe man bisher nur 900 identifiziert. "Über die Opfer wissen wir noch erschreckend wenig", sagte Wieland auf der Konferenz, auf der europäische Experten über Kindesmissbrauch und die neuen Medien diskutierten.
Zusätzlich zur Täterverfolgung will von der Leyen künftig auch das Internetverhalten der Kinder und Jugendlichen selbst in den Mittelpunkt rücken. Über 60 Prozent der 12- bis 19-Jährigen seien täglich im Netz. "Kinder sind hier kompetenter als Erwachsene, aber sie sind auch argloser." Man müsse mehr Sensibilität darüber wecken, was sie selbst an Informationen und Fotos ins Internet stellen. Hier fordert die Ministerin die sozialen Netzwerke wie Facebook, StudiVZ, die Lokalisten oder Myspace auf, effektive Strategien zu entwickeln. Es hätten bereits Treffen auf Arbeitsebene im Familienministerium stattgefunden - die Sensibilität der Communitys sei dabei sichtbar geworden, sagte von der Leyen. "Hier muss man sehen, wie Freiheit und Kommunikationsmöglichkeit, aber gleichzeitig auch Würde und Respekt des Einzelnen erhalten werden können." Vertreter der sozialen Netzwerke hatten die Abschlusserklärung der Fachkonferenz nicht unterschrieben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten