Kampf für die Pressefreiheit: Zuflucht aus Papier
In Berlin versuchen Journalisten ein Asyl für verfolgte KollegInnen im Ausland einzurichten – leider fehlt trotz Spenden das Geld.
Als die 26-jährige Maria Isabel Gámez in El Salvador über den Kampf gegen sehr fragwürdige Bergbauprojekte berichtete, erhielt sie dafür prompt die Quittung: Morddrohungen. Derzeit lebt sie deshalb an der Elbe. Martina Bäuerles Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte hat sie nach Deutschland geholt, raus aus der Gefahrenzone.
In Berlin arbeiten derweil Cordula Echterhoff und Andree Thorwarth daran, bedrohte Kollegen aus dem Ausland in Sicherheit zu bringen. Die Beiden planen schon seit Jahren, in Berlin ein "Haus der Journalisten" einzurichten – noch ohne Erfolg. "Unser bisher angestrebtes Modell, für Zimmer Paten zu finden, gestaltet sich immer noch als schwierig", sagte Echterhoff der taz.
Anfangs hätten sie geglaubt, genug Geld für ihre Idee aus dem Medienbetrieb einwerben zu können – beide arbeiten für das Fernsehen. Geklappt hat das aber nur bedingt. Förderer wie Talklady Sandra Maischberger und TV-Produzent Friedrich Küppersbusch, für den Echterhoff und Thorwarth arbeiten, hätten immerhin erste finanzielle Hilfen geleistet. Eine "Machbarkeitsstudie" sei da – und die Zusage des Berliner Senats, bei Fragen des Asylrechts zu helfen. Viel Papier, keine Taten. "Wir haben uns entschieden, uns von unserem ersten Konzept zu verabschieden, die Spenden ausschließlich bei den Medien zu akquirieren", sagte Echterhoff. Eine späte Erkenntnis. Denn die Hamburger Stiftung arbeitet schon seit 24 Jahren so.
Bäuerles Institution nimmt jährlich zehn Hilfesuchende auf, derzeit sind es rund einhundert. Die meisten von ihnen seien Reporter, weil das "die exponiertesten unter den Verfolgten" seien. Sie kommen in fünf Wohnungen unter, verteilt auf die Stadt. Allein vier dieser Stipendien zahlt das Land. Anders, sagt Bäuerle, sei das kaum zu machen. "Das andere Geld sind Spenden, vieles davon aber eine Masse an Kleckerbeträgen von Lieschen Müller."
Wenn es darum geht, verfolgte Journalisten unterzubringen, ist Bäuerle in Deutschland eine Institution. Die deutsche Sektion der Reporter ohne Grenzen (ROG) verweist viele Hilfesuchende an sie. Mit Bäuerle aber haben die beiden Berliner bislang nicht das Gespräch gesucht. "Ich stehe mit meiner Erfahrung bereit", sagt die Hamburgerin. "Und Deutschland braucht mehr Plätze."
Das sieht auch Christian Rickerts so, der Geschäftsführer von ROG. "Wir müssen seit einigen Jahren mit einer steigenden Zahl von Journalisten auf der Flucht umgehen", berichtet er. 2008 wurde sein Verein noch als "einer der wichtigsten Partner" des Berliner Projekts benannt. Heute sagt der Geschäftsführer, die Initiative sei in einem "zu frühen Stadium für eine konkrete Zusammenarbeit oder Partnerschaft".
Auch bei ROG bedauern sie, dass aus der Idee bis heute nichts geworden ist – im Gegensatz zum Maison des journalistes in Paris, das sehr erfolgreich arbeitet. Geld, um das Haus der Journalisten in der Bundeshauptstadt anzuschieben, rückt der Verein aber nicht heraus. Rickerts: "Wir würden das sehr gerne tun, haben dafür aber leider derzeit nicht die notwendigen Mittel." So sind Echterhoff und Thorwarth weitgehend auf sich gestellt. Auch namhafte "Unterstützer" wie Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) und der Ex-SWR-Intendant Peter Voß helfen da offensichtlich nicht.
Die Initiatoren schöpfen dennoch "Mut für die Zukunft", wie sie sagen, denn gerade haben deutsche Reporter zum zweiten Mal ihr Preisgeld für eine Journalisten-Auszeichnung an das Projekt gespendet. Iranische Kollegen taten dasselbe. Doch: "Das Geld ruht", wie Echterhoff sagt. Und der Durchbruch lässt weiter auf sich warten.
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