: Kam der Mauer- Abrißtrupp zu früh?
■ Mauerabriß in der Adalbertstraße gestoppt / Keine Abstimmung zwischen Magistrat und Grenzern? / Bauarbeiter sind stinksauer
Mitte. Verärgert und mit 6.000 Mark Kosten belastet beendeten am Mittwoch Bauleute der Berliner Stadtwirtschaft ihr Vorhaben, die Mauer in der Adalbertstraße in Mitte abzureißen. Wie am Vortag angekündigt, waren die Männer mit Autodrehkran und Schweißgeräten angerückt, um einen Druchbruch gen Kreuzberg zu schaffen. Nach einer Dreiviertelstunde, einige Segmente lagen schon auf der Straße, kam das „Aus“. Grenzsoldaten forderten, unverzüglich die Demontage einzustellen, denn von der Rechtmäßigkeit dieses Tuns sei ihnen nichts bekannt. Versuche der Betriebsleitung, die Sache zu klären, schlugen fehl.
„Offensichtlich bestehen zwischen Magistrat und Ministerium für Abrüstung und Verteidigung Verständigungsschwierigkeiten“, meinte der Pressechef der Stadtwirtschaft, Rolf Garbe. Alles sei mit der Koordinierungsstelle für den Mauerabriß beim Baustadtrat abgestimmt worden. Die Kollegen fühlten sich nun verschaukelt.
In den nächsten Tagen und Wochen werden trotz der peinlichen Panne weitere Betriebe aus Ost und West mit ihrer Technik dem „Kanten“ - wie die Mauer in der Grenzersprache heißt - zu Leibe rücken. Allein bei der Koordinierungsstelle hatten sich bis Mittwoch morgen elf Unternehmen aus beiden Teilen der Stadt gemeldet. Wie der dafür zuständige Arbeitsgruppenleiter Peter Heinemeyer weiß, sind auch beim Ministerium für Abrüstung und Verteidigung sowie beim Westberliner Senat entsprechende Anträge eingegangen. Vom Magistrat wurde der gestrige Vorfall in der Adalbertstraße als „wilder Abriß“ bezeichnet, Absprachen darüber, hieß es weiter, habe es nicht gegeben.
taz/adn
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