: Kaltschnäuzige deutsche Firmen
betr.: „Biss dass der Tod entscheidet“, „Kein salomonisches Urteil“, taz vom 9. 3. 01
Es ist schon ungeheuerlich, welche Kaltschnäuzigkeit die zahlungsunwilligen deutschen Firmen den ehemaligen Zwangsarbeitern entgegenbringen.
Damals wurden sie entmenschlicht, indem sie auf ihre Arbeitskraft reduziert wurden, die sie gegen ihren Willen zur Verfügung zu stellen hatten. Jetzt werden sie ein zweites Mal herabgesetzt. Sie gelten wiederum nicht als Menschen, sondern als Störfaktoren in der Betriebskalkulation, als unliebsamer Faktor, der die Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit untergräbt. Wahrscheinlich läuft die Entschädigungsfrage bei manchen Firmen sogar unter dem Punkt „Einsparungspotential“.
Aus der Haltung der Wirtschaft spricht die Einstellung, dass ihr die Zwangsarbeiter heute genauso gleichgültig sind, wie ihren Unternehmersvorgängern vor einem halben Jahrhundert und es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie unverhohlen alle menschlichen Werte zurückgestoßen werden, wenn sie dem Götzen des maximalen Profits zu widersprechen wagen. Aber wir nehmen die Ausbreitung der Herrschaft des Geldes und zunehmendes Leid hin, wie damals das Verschwinden mancher Personen aus der Nachbarschaft stillschweigend hingenommen wurde. In mancher Hinsicht wiederholt sich die Geschichte eben doch.
ROLAND KÜFFNER, ERLABRUNN
Hätte die Wirtschaft auf Volker Beck gehört, gäbe es jetzt keinen Katzenjammer. Das Ärgerliche ist nur, dass die Opfer und nicht die Wirtschaft das Lehrgeld zahlen. PETER KLAUM, BERLIN
Die ganze Geschichte ist ein Versuch der Wirtschaft, das Problem zumindest teilweise biologisch zu lösen. Es wäre eine interessante Idee, ein Gesetz zu formulieren, welches zur Zahlung verpflichtet, auch wenn die/der ZwangsarbeiterInnen verstorben sind (mit Zinsen), an die Erben oder irgendwelche sozialen Einrichtungen des betroffenen Landes. So entfielen die die Vorteile des Hinauszögerns und es würden nur mehr Kosten verursacht.
THEODORO ROMBAUER, MERING
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