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Kaffee weiter vorne

Trotz globaler Herausforderungen vermeldet der faire Handel wachsende Umsätze. Den Herstellern drohen weitere Wettbewerbsnachteile

Von Eva Kaiser

Der Markt für fair gehandelte Produkte wächst: Im vergangenen Jahr hat die Branche ihre Umsätze um 11 Prozent gesteigert. Das gab der Branchenverband Forum Fairer Handel (FFH) am Donnerstag bekannt. Den größten Anteil mit 37,7 Prozent machte dabei fair gehandelter Kaffee aus. Dessen Preise sind laut Statistischem Bundesamt im April 2025 um rund ein Drittel im Vergleich zu 2021 gestiegen.

Was an der Supermarktkasse in Deutschland mitunter für Verdruss sorgt, sei für die Pro­du­zen­t*in­nen eine enorme Erleichterung, sagt Andrea Fütterer, Vorständin des FFH. In den vergangenen Jahren seien die Preise deutlich zu niedrig gewesen. Nun könnten die Bäue­r*in­nen „sich von den letzten Jahren erholen, Kredite zurückzahlen und in ihre Kaffeefelder investieren“.

Allerdings steht der faire Handel auch vor Herausforderungen. Denn trotz des wachsenden Marktes liege die Produktion fairer Lebensmittel noch immer dreimal so hoch wie die Nachfrage, so Fütterer. Auch benötigten die Kooperativen, die den nun teureren Kaffee abnehmen, mehr Eigenkapital – und das sei knapp. Dazu kommen die hohen Zinsen, die Banken angesichts steigender Kosten für ihre Kredite verlangten.

„Das führt zum Beispiel in Honduras dazu, dass Kleinbauernkooperativen überhaupt keine Kredite von den nationalen Banken mehr erhalten“, ergänzt Fütterer. Neben den gestiegenen Zinsen setzen auch die von Trump veranlassten Gebühren für Überweisungen ins Ausland den Honduras zu. Dasselbe gilt Fütterer zufolge für die angedrohten Zölle, die die Absätze in den USA deutlich unvorhersehbarer gemacht hätten. „Das hat dazu geführt, dass sehr viel Kaffee nicht zu angemessenen Preisen vermarktet werden konnte.“

Die wachsenden handelspolitischen Herausforderungen sieht Matthias Fiedler, Geschäftsführer des FFH, mit Sorge: „Nachhaltigkeit ist im Moment ein Wettbewerbsnachteil.“ Die Tendenz in der deutschen und internationalen Debatte gehe derzeit in Richtung Deregulierung. Sollte das EU-Lieferkettengesetz aufgeweicht werden, drohe sich die Situation weiter zu verschärfen.

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