: Kämpfe im Kaukasus
■ Tschetschenische Rebellen überfallen Hilfskonvoi. Moskau droht mit Gewalt
Nowogrosny/Moskau (AFP) – Die Kämpfe im Osten Tschetscheniens sind am Wochenende wieder aufgeflammt. Bei heftigen Gefechten um den Ort Nowogrosny wurden nach Angaben aus Moskau am Samstag mindestens zehn russische Soldaten getötet, durch russischen Beschuß starben laut dem Bürgermeister sechzehn Zivilisten. Auch die Zufahrtsstraßen nach Nowogrosny, Alleroi und Zentoroi wurden von der russischen Artillerie unter Feuer genommen, so daß Zivilisten nicht aus den umkämpften Orten fliehen konnten. Die meisten von ihnen retteten sich daraufhin in die Keller.
Zuvor hatten tschetschenische Rebellen etwa 30 Kilometer südöstlich von Grosny einen russischen Hilfskonvoi überfallen. Dabei sei es zunächst zu erbitterten Schußwechseln gekommen. Die Rebellen entführten den Transport laut der Nachrichtenagentur ITAR-TASS in Richtung des Bergortes Alxosur, 50 Kilometer südlich von Grosny, der von Unabhängigkeitskämpfern kontrolliert wird. Der Transport enthält humanitäre Hilfsgüter, die für Atschchoi-Martan bestimmt waren.
Die prorussische tschetschenische Regierung forderte unterdessen ein gewaltsames Vorgehen gegen die Unabhängigkeitskämpfer. Die Kämpfe um Nowogrosny hätten gezeigt, daß die „Partisanen“ des von Moskau nicht anerkannten tschetschenischen Präsidenten Dschochar Dudajew „alle unsere Friedensinitiativen zu ignorieren gedenken und sich dafür entschieden haben zu kämpfen“, sagte der Sprecher des von Moskau eingesetzten Regierungschefs Doku Sawgajew, Ruslan Martagow, gestern. Auch ein hochrangiger Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB (Ex-KGB) sprach sich für ein kompromißloses militärisches Vorgehen aus. Martagow kündigte an, am kommenden Freitag werde keine Demonstration in Tschetschenien genehmigt, Proteste würden notfalls gewaltsam beendet. Die Rebellen planen für diesen Tag Kundgebungen, mit denen sie gegen die russische Militärpräsenz protestieren und an den Befehl Stalins von 1944 erinnern wollen, das tschetschenische Volk nach Zentralasien zu deportieren.
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