Kälteeinbruch im Wahlkampflager der SPD : Intrige statt Genossen-Solidarität
Nein, Willi Lemke hat gestern nicht Bürgermeister Jens Böhrnsen angerufen. Nein, Böhrnsen hat auch keine Zeit gefunden, Lemke nicht angerufen. Soll der doch sich melden, das ist auf beiden Seiten die – schwer beleidigte – Stimmungslage. Die Genossen-Solidarität ist kälter als das Packeis.
Kommentar von Klaus Wolschner
Böhrnsen hatte auf einer Personalversammlung der Lehrer den Beifall des GEW-Publikums eingeheimst, wo Lemke immer die bitteren Wahrheiten der Kürzungspolitik des Senats vertreten und sich dafür ausbuhen lassen muss. Böhrnsen geht – zur Freude des Personalrats – zu einer Personalversammlung vormittags, für die Unterricht ausfallen muss – was Lemke – zum Ärger des Personalrats – seit Jahren strikt ablehnt. Der Weser-Kurier berichtet über den Vorfall unter der Überschrift „Abgesang auf den Kronprinzen“. Und die beiden Kontrahenten tun so, als wollten sie das bestätigen: Man ist verfeindet, spricht nicht miteinander. Bezichtigt die jeweilige Gegenseite der Intrige, die Journalisten der „Kaffeesatzleserei“.
Wirklich schwierig ist die Lage für Lemke, weil Böhrnsen dem Interesse der CDU, ein neues Ressort Bildung/Jugend zu übernehmen, keine eindeutige Absage erteilt hat. Offenbar hat sich Lemke schon damit abgefunden, dass seine Zeit im Senat endet.