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Kabelzeitung als Flachfunk

■ Medienanstalt: Konkurrenten sollen sich auf ein Programm einigen

Wenn zwei sich streiten, sollen sie sich gefälligst einigen. Das jedenfalls ist die Meinung der Bremer Landesmedienanstalt (LMA) zur Vergabe einer Lizenz für eine „Kabelzeitung“ in Bremen und Bremerhaven. Nach der Anhörung beider Bewerber am Mittwoch fällte der Landesrundfunkausschuß eine salomonische Entscheidung: Die beiden Konkurrenten – einmal eine Gruppe holländischer Investoren mit der „Nordsee-Zeitung“ und dem „Weser-Kurier“ und zum anderen ein Zusammenschluß des Programmveranstalters KPS mit der Fernsehagentur FFaktuell - sollen in einem „Einigungsverfahren“ dazu gebracht werden, sich auf ein gemeinsamens Projekt zu verständigen.

Das aber wird gar nicht so einfach werden. Denn obwohl es bei den „Konzepten“ der Bewerber mangels klarer Vorstellungen über das Profil des Programms wenige offensichtliche Differenzen gab, waren die Unterschiede deutlich: Für Tom Ditzen-Blanke von der „Nordsee-Zeitung“ soll das Programm gnadenloser Flachfunk werden: Die Kabelzeitung soll in einer 20-Minutenschleife auf einem Kabelkanal über die lokalen Ereignisse kurz und schlaglichtartig berichten, mit Konzentration auf Serviceangeboten. „Uns interessiert nur das Was und Wie, das Warum ist schon nicht mehr unsere Sache“. Zwei Redakteure sollen die kurzen Meldungen auf den Standbildern für Bremerhaven verfassen, einer für Bremen. Tarifbedingungen für die Angestellten oder gar ein Redaktionsstatut, das Eingriffe des Verlegers verhindert? „Über all das kann man mit den Leuten reden.“ Gewinn erwartet die Gruppe erst in ein paar Jahren und an die Ausweitung auf das Gebiet des richtigen lokalen Fernsehens „denken wir derzeit nicht.“

Diese Gedanken leugnete auch Reinhold Ostendorf für KPS/FFaktuell und kalkuliert allein mit der „Kabelzeitung“ bereits im ersten Jahr einen Gewinn von 245.000 Mark. Ansonsten entstand der Eindruck, Ostendorf habe bei der Vorstellung des Konkurrenten an der Tür gelauscht, so genau gegensätzlich beantwortete er Fragen, bei denen Ditzen-Blanke sich gewunden hatte: Sein Programm solle von „gestandenen Lokaljournalisten“ und nicht von „Textern und Alleskönnern“ gemacht werden, es solle über die Entscheidungen der Verwaltungen, über Initiativen in den Stadtteilen, Kultur, Sport und Verkehr berichten, natürlich werde es ein Redaktionsstatut geben. Die Ausschußmitglieder bemängelten dennoch, das Konzept von KPS/FFaktuell sei lückenhaft und „nur so hingehauen“. Richtig begeistert war der Landesrundfunkausschuß von keinem der Bewerber.

Einem gemeinsamen Projekt sieht Ostendorf mit Skepsis entggegen: „Da müßte sich die Gegenseite bewegen“. Ditzen-Blanke dagegen wollte sich zu der neuen Situaation nicht äußern., er will das Eergebnis erst mit seinen Gesellschaftern besprechen. Wenn die Konkurrenten sich nicht einigen, wird am 21.September einem der Zuschalg erteilt, für den anderen ist der von der LMA angebotenen zweite Kabelkanal aber mangels Werbemasse kaum interessant.

Falls eine solche Zusammenarbeit doch noch entsteht, kommt es zu einer grandiosen Konzentration Bremischer Medien: Neben „Nordsee-Zeitung“ und „Weser-Kurier“ (also auch „Bremer Nachrichten“) ist bei Ditzen-Blanke noch Radio Bremen mit 10 Prozent der Anteile an Bord. Auf der anderen Seite steht der Fernsehanbieter FFaktuell und KPS/Schulenburg mit dem „Weser-Report“. bpo

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