: KZ-Häftinge kommen
■ Schröder fördert Gedenkstätte für Emslandlager
In diesen Tagen sind wieder ehemalige KZ-Häftlinge in Papenburg. Seit einigen Jahren gibt es derartige Treffen. Zeitzeugen wollen diesmal während einer Fahrt zu den ehemaligen Lagerorten ihre düsteren Erlebnisse Schulkindern schildern.
Aus dem gegebenen Anlaß will Ministerpräsident Gerhard Schröder am 16. September in Papenburg das neue Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) einweihen. In der Ministerlimousine hat er ein dickes (Wahl-)Geschenkpaket: Die Stellen des Leiters und einer Verwaltungskraft des DIZ sollen künftig mit Landesmitteln finanziert werden. Nachdem Anfang des Jahres fünf Arbeitsplätze dem ABM-Kahlschlag zum Opfer gefallen waren, war jetzt auch der Stuhl von DIZ-Leiter Kurt Buck arg ins Wackeln geraten. Die Arbeit des Dokumentations- und Informationszentrums schien gefährdet.
Nach vorsichtigen Schätzungen sind rund 35.000 Häftlinge in den emsländischen Konzentrationslagern ums Leben gekommen. Massenhinrichtungen gab es — so die bisherigen Forschungsergebnisse — nicht. Gleichwohl steht in den vergilbten Akten häufig der Vermerk „auf der Flucht erschossen“.
Schon seit 1955 treffen sich in Papenburg Überlebende der Emslager. Anfang der 70er Jahre wurden die Zusammenküfte der „Moorsoldaten“ jedoch seltener. Der politische Druck des zunächst meist aus Studenten bestehenden „Arbeitskreises Carl von Ossietzky“ — der „Weltbühne“-Chefredakteur war von 1931 bis 1934 im Konzentrationslager Esterwegen inhaftiert — und späteren „Aktionskomitees Emslager“ ließ den Ruf nach einer Erinnerungsstätte auch in der Ems-Region immer lauter werden.
Neben einem Gedenkstein für die Opfer wurde 1984 in einem gemieteten Fehnhaus in Papenburg das erste Informationszentrum eingerichtet. Der Landkreis Emsland, die Stadt Papenburg und das Land Niedersachsen haben gemeinsam mit dem Aktionskomitee rund 1,5 Millionen Mark für Neubau und Einrichtung des neuen Dokumentations-und Informationszentrums aufgewendet. Auf rund 175 Quadratmetern gibt es neben einer Dauerausstellung zur Geschichte der Emslager nun auch Platz für Seminar-und Vortragsräume. Hannelore Klöver
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