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KWU dementiert China–Connection

■ Peking will nur „begrenzte Anzahl deutscher Brennelemente“ aufnehmen / Töpfer bleibt reserviert / Nationales Entsorgungskonzept der Bundesrepublik ist frühestens ab Mitte der neunziger Jahre durchsetzbar

Von Helga Keßler

Berlin (taz) - Nach der kategorischen Ablehnung eines deutschen Atommüll–Exports nach China durch den CDU–Bundestagsabgeordneten Göhner äußerte sich am Montag abend Umweltminister Töpfer deutlich reservierter zum Thema. Er bestätigte die Verhandlungen der deutschen Atomindustrie mit China ohne ein Wort der Kritik. Unabhängig von den Verhandlungen gehe man aber „unstrittig davon aus, daß es keine Verlagerung der Entsorgungsaufgaben aus der BRD heraus“ gebe. Nach der Aufregung um den geplanten China–Export von Atommuell dementierte gestern die Kraftwerkunion (KWU) weitgehende Exportpläne der deutschen Atommafia. Die Volksrepublik China habe entgegen anderslautenden Presseerklärungen kein Interesse an der Aufnahme deutschen Atommülls in der Wüste Gobi, hieß es. Peking habe lediglich angeboten, eine begrenzte Anzahl radioaktiver Brennelemente wiederaufzubereiten. Michael Sailer vom Ökoinstitut in Darmstadt hält die Export– Pläne nach China dennoch nicht für abwegig. Das Entsorgungskonzept der BRD sei frühestens Mitte der 90er Jahre durchsetzbar. Ab 1990 liefere auch der Hochtemperaturreaktor in Hamm– Uentrop größere Mengen hochradioaktiver abgebrannter Brennelemente und verstärke dadurch den Entsorgungsnotstand. Verträge über eine Abnahme deutschen Atommülls mit der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague laufen Anfang der neunziger Jahre aus. Dann wird der deutsche Atommüll wieder zurückgeschickt, falls nicht neue Verträge ausgehandelt werden können. Was, fragt Michael Sailer weiter, passiert, wenn die deutsche Atomindustrie in ihren Verhandlungen mit China erfolgreich ist? Weigert sich dann die Bundesregierung, eine Exportgenehmigung für den Atommüll zu geben, oder freut man sich über die Lösung der Entsorgungsprobleme?

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