■ KURZMELDER: DDR-Designarchiv weg von Berlin?
Mit einem Hilferuf, die drohende Zerstückelung der »Sammlung industrielle Gestaltung« zu verhindern, hat sich deren Leiter, Hein Köster, an die Öffentlichkeit gewandt. Der einzigartige Fundus von Designdokumenten aus der ehemaligen DDR umfaßt eine Bibliothek, eine Fotothek und eine Kollektion von Alltagsexponaten. Der Bücher- und Fotobestand soll nach einem Beschluß des nach dem Einigungsvertrag zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums dem Amt für Formgebung in Frankfurt am Main übergeben werden. Das Schicksal der Sammlung ist umgewiß.
Hein Köster befürchtet, daß mit der Trennung der drei Komponenten verwirklicht wird, »was die berüchtigte Antiquitäten GmbH Schalck- Golodkowskis nicht geschafft hat«, nämlich kulturgeschichtlich unersetzbare Stücke auseinanderzureißen. Zudem würden mit der Auslagerung wichtige Dokumente für die Aufarbeitung von DDR-Geschichte verlorengehen und würde Wissenschaftlern und Studenten eine einmalige Arbeitsgrundlage entzogen. Hein Köster betonte, daß der Einigungsvertrag auch die Möglichkeit einräumt, die Sammlung als Kulturgut zu deklarieren und in der Hoheit des Landes Berlin zu belassen, wohin sie eindeutig in ihrer Gesamtheit gehöre. Er forderte die zuständigen Verwaltungen auf, nicht — wie in anderen Fällen geschehen — authentisches DDR-Kulturgut durch kurzfristige Beschlüsse zu vernichten. Köster schlug die Gründung eines Museums vor.
Die »Sammlung industrielle Gestaltung« hat ihren Ursprung im Institut für industrielle Formgestaltung, das 1950 von dem Bauhäusler Mart Stam in Berlin gegründet wurde. Nach der anfänglichen Beschränkung auf Institutsentwürfe wurde sie auf DDR-weites Design ausgedehnt. Die Bibliothek umfaßt 10.000 Bände und 80 Zeitschriften, die Fotothek dokumentiert Designentwicklung von der sowjetischen Besatzungszone bis in die Gegenwart. Die Sammlung, die derzeit in einer ehemaligen Kachelofenfabrik bei Zossen untergebracht ist, umfaßt rund 10.000 Stücke vom Stuhl bis zum behindertengerechten Spielzeug.
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