■ KURZMELDER: Maiziere und das Martyrium
Pünktlich zum 305. Jubiläum des Einladungsedikts des brandenburgischen Kurfürsten an die in ihrer französischen Heimat wegen ihres Glaubens verfolgten Hugenotten erscheint in einem nicht näher bezeichneten Ostberliner Verlag das 240seitige historische Aufklärungsbuch Hugenotten — Geschichte eines Martyriums. Wie die Autoren mit dem schönen Namen Ingrid und Klaus Brandenburg mitteilen, soll das Werk »mehr sein als ein weiteres Hugenottenbuch«. Es soll einen größeren Leserkreis ansprechen, für den »Geschichte nicht einfach Vergangenheit ist, sondern Paradigma für Gegenwart«. Zu diesem Zweck haben die in Treptow beheimateten Autoren ihrem Nachbarn, dem ehemaligen Ministerpräsidenten und Bratschen-Hugenotten Lothar de Maizière, ein Geleitwort abgenötigt, in dem er über verfolgte Weltanschauung und Flüchtlingsprobleme sinniert. Nicht nur für die Brandenburgs ist die Familiengeschichte der de Maizières Spiegelbild »der Verknüpfung von Geschichte und Gegenwart«. Denn wie der Stasi-unterwanderte 'Spiegel‘ in seiner jüngsten Ausgabe enthüllte, wurde Lothar de M., der arme Hugenotte, Anwalt aller Verfolgten und deutscher Wiedervereiniger auch von der kurfürstlichen Nachfolgeorganisation, dem Ministerium für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik, dienstverpflichtet. Damit unterstützt das Nachrichtenmagazin die These der Autoren des 69 DM teuren Sachbuches, daß die Hugenotten das »gesellschaftliche Leben der Gastländer bereicherten und Spuren bis zum heutigen Tag hinterließen«.
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