KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER „WIR ALLE FÜR IMMER ZUSAMMEN“ : Im Sog des Theaters
Es ist faszinierend, wie ungebärdige Schülermassen im Moks zu hochkonzentrierten ZuschauerInnen werden. Wer im Foyer eben noch geknufft und gejohlt hat, sitzt auf einmal still und staunt – so viel zu den schauspielerischen und inszenatorischen Leistungen in der Kinder- und Jugendsparte. Wenn darüber hinaus, wie in der aktuellen Produktion „Wir alle für immer zusammen“, die Vielschichtigkeit von Lebensentwürfen zwischen Patchwork, Multiethnizität und gleichgeschlechtlichen Eltern vermittelt wird – dann wünscht man dem vierköpfigen Moks-Ensemble eine Multiplizierung seiner Aktionsmöglichkeiten.
Die Bühnenadaption des Kinderbuchs von Guus Kuijer ist für die Akteure ein Theatermarathon, in dessen Mittelpunkt die elfjährige Polleke (Lisa Marie Fix) steht. Um sie herum tobt ein rasanter Rollentausch (Christopher Ammann und Anna-Lena Doll), schließlich freundet sich Pollekes geschiedene Mutter mit ihrem Lehrer an, ihr marokkanisch-stämmiger Freund soll sich fernhalten, ihr dealender Vater braucht Hilfe und bei den Großeltern ... für all’ das braucht Regisseur Matthias Kaschik nicht mehr als ein schlichtes Stufengerüst, drei Kilo Mehl, eine Perücke – und ein Ensemble, dessen Spielfreude Sogwirkung hat.