KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „SONGS“ : Das Tanz-Mixtape
Sergei Vanaev ist seit zehn Jahren in Bremerhaven Chefchoreograf – und Ballettmeister. Was nicht einfach nur ein Titel ist. Denn anders als an anderen Theatern heißt die einschlägige Sparte hier nicht Tanztheater, sondern immer noch Ballett: Klassische Stoffe dominieren das Programm, und das Städtische Orchester spielt dazu stets live. Am letzten Sonntag aber war alles ganz anders: Die Musik in „Songs“, Vanaevs neuem Abend, ist eine bunte musikalische Mischung aus Alt und Neu und Ost und West – von Henry Purcell bis zu den Red Hot Chilli Peppers, von den 17 Hippies bis zu Bellinis „Norma“.
Der Titel bezeichnet den gemeinsamen musikalischen Nenner, die kleine Form der Vorlage gebiert die Form des Abends: Eher lose, teils mit Text aus dem Off assoziiert sind die 18 Abschnitte in verschiedenen Besetzungen vom Solo bis zum Ensembletanz.
Vanaev will diesmal keine Geschichte erzählen. „Es geht um Bewegung, um reinen Tanz“, verkündet das Programmheft, aber auch um „visuelle Interpretationen vertonter Lyrik durch den menschlichen Körper“. Das geschieht mal etwas wörtlicher, wie in der Geschichte des Beatles-Songs „Rocky Raccoon“, mal gegen den Strich gelesen wie bei Purcells Kastraten-Arie „What power art thou“. Eine Art choreografisches Mixtape, amüsant, kurzweilig, farbenfroh – und größtenteils harmlos.
Nächste Vorstellung: Sa, 19.30 Uhr, Stadttheater Bremerhaven