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Archiv-Artikel

KURZKRITIK: ANDREAS KOOB ÜBER „JE SUIS TOMBÉ SUR TOI“ Duo im Männerklo

Filigrane und zugleich exzentrische Bewegungen, die das Motiv des Zufalls auskosten: Davon lebt „Je suis tombé sur toi“ – Helge Letonjas Choreografie, die bei den Norddeutschen Tanztagen eine großartige Premiere hatte. Das Tanzduo entspinnt sich vor der Kulisse eines Männerklos.

Von der Decke hängt ein strahlend weißes Pissoir, sonst bleibt das Bühnenbild sparsam. Zwei Tänzer belagern sich, laufen sich frei, kreisen über die Bühne – und vermeiden nur knapp das berstende Gegeneinanderschlagen. Solche kontrastreichen Sequenzen befeuern die sich stetig wandelnde Beziehung. Was plastisch hervortritt, verliert sich schnell in abstrakten Andeutungen, und was im Tanztheater selten Gutes verheißt, wirkt hier herausfordernd: Humor – in seiner groteskesten Variante.

Intimität, etwa beim Griff an die Unterhose, wird bei Letonja zum Mittel der Ironie: Unterhose um Unterhose arbeitet sich der Tänzer zur Nacktheit durch. Dieses russische „Puppenspiel“ wirkt wie eine Metapher auf den oftmals nervigen Nacktheitskult des modernen Tanztheaters. Am Ende sprudelt das Klo über, das Publikum schäumt – ein fulminantes Finale zum Abschluss des Festivals.