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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Ordnungssysteme sind prima – vor allem, wenn sie so richtig durcheinander gewirbelt werden und man sie selbst wieder zusammensetzen und neu ordnen darf. Denn was die einzelnen empfinden, kann, muss aber nicht zwingend mit dem sogenannten Universellen übereinstimmen. Das kann einerseits an soziologischen Prägungen und andererseits an chemischen wie physikalischen Reaktionen liegen, die sich im Körper abspielen. Nehmen wir etwa Situationen vor und nach einer ausufernden Geburtstagsparty: Am Anfang steht Alon Levin, der mit einem aus Holz gezimmerten Riesenrad mit polygonen Gondeln und sperrigen einfarbigen Tafeln einem zunächst den Eintritt in die Galerie von Sebastian Klemm erschwert. Das Holz des Vergnügungsfahrzeugs ist naturbelassen, die Schatten der dreidimensionalen Vielecke sind malerisch freigesetzt, die Farbflächen an Flaggengründe erinnernd – die Skizzenhaftigkeit, mit der der in Israel Geborene die Prozesshaftigkeit von Theorien und Erkenntnissen betont und sie – ohne sie zu widerlegen – zum Überdenken freigibt, begeistert. So wundert es nicht, dass er diesem Denkgerüst ein weiteres zur Seite stellt: einen riesigen weißen Kreis auf schwarzem Grund, dem, wie er es nennt, Symbol für das „inverted standard brain“, dem des nicht eingeschriebenen Gehirns, vergleichbar mit einer Diagrammtorte, die mit neuen Elementen gefüllt werden kann. Zu kompliziert? Ach was! Der nächste Tag, der nächste Kreis und neue Abgründe: Nach der Party, den Kater noch im Nacken, ein Besuch bei Klosterfelde, wo Neil Cambells zwei wuchtige schwarze Kreise an den Wänden hinterlassen hat. So schwarz, dass das Auge Tiefe zu erkennen glaubt, dem sich der geschundene Körper aber nur sehr unfreiwillig nähern mag. Denn ein schwarzes Loch denken und ihm gegenüberzustehen, sind wahrlich zwei verschiedene Dinge.

Campbells/Buches/Peterman/Heises; bis 14. März, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Klosterfelde, Zimmerstr. 90/91 Alon Levin: Postboned Modernism; bis 14. Februar, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Klemm’s, Brunnenstr. 7