KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Viele KünstlerInnen lassen sich von der Natur inspirieren. Von Landschaften, so weit und schön, dass dem gemeinen Städter die Romantik die Luft abschnürt. Zu lieblich oder niedlich kommen die Bildnisse manchmal daher. Da ist es schon ziemlich unglaublich, wie stark die Miniaturlandschaften von Mariele Neudecker in der Galerie Barbara Thumm wirken. Hier muten zunächst zwar die Galerieräume seltsam leer an. Nähert man sich aber den drei Tanks, die die Felsenkulisse von Arnold Böcklins Gemälde „Toteninsel“ aufgreifen, fröstelt es einen. In den mit Wasser aufgefüllten Plexiglastanks verschwimmt das Bild der dreidimensionalen Berglandschaften gespenstisch. Die Felsspalten prangen in morbider Atmosphäre. Weiße Farbe im Wasser, die einen malerischen Nebel erzeugt, verdichtet den Eindruck. Zudem, nimmt man einen bestimmten Standpunkt ein, setzen sich die drei Tanks zu einem einzigen Bild zusammen, sodass die Skulpturen einen weiteren malerischen Aspekt aufgreifen, die Enge klaustrophobisch wird.Auf ganz andere Weise arbeitet Ping Qui mit der Natur. Im Garten des Mies-van-der-Rohe-Hauses hat sie ein dichtes Geflecht aus übergroßen Spinnennetzen zwischen die zarten Bäumchen gewoben. Paare von roten Plastikhandschuhen hocken spinnengleich in den Fäden. Im Wasser des angrenzenden Obersees schwimmen wundervolle gelbe Seerosen aus Putzhandschuhen. Ping Qui erschafft eine surreale Szene, die die Betrachter einrahmt und in Gedanken verwickelt. Gefangen im eigenen Netz? Und schon brechen die Überlegungen an dem konkreten Spinnenbild ab und der Geist wendet sich Übergeordneterem zu. Weitere Arbeiten der Chinesin sind in Der Neuen Aktionsgalerie zu sehen, wo Hände aus den Wänden greifen und ein Vogelbauer die Aufmerksamkeit auf sich zieht.