KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Am letzten Wochenende überraschte die Johnen Galerie mit einer kurzfristig eingeschobenen Präsentation eines neuen Werks von Anri Sala. Überflüssig zu sagen, dass nach dem Erfolg des albanischen Künstlers in den letzten zwei Jahren die Räume vor Neugierigen zu bersten drohten. Erstaunlich war jedoch, wie viele so rein gar nichts mit „Air Cushioned Ride“ anzufangen wussten. Der Film zeigt in einer Kamerafahrt auf einen Parkplatz abgestellte Trucks. Ein malerischer blauer Himmel mit bis zum Horizont gestaffelten Schäfchenwolken taucht die Szene in ein romantisches Licht von Frieden und Freiheit. Im Mittelpunkt steht aber, wie oft bei Sala, der Ton, der aus einem Autoradio kommt und das Video zu einer bemerkenswerten Medienarbeit werden lässt. Denn immer wieder springt der Empfänger zwischen zwei Radiosendern – zwischen Country- und Gypsymusik hin und her. Während die Musik an sich romantische Bilder fahrender Völker in Ost wie West einbezieht, beschreibt die Aufnahme territoriale wie kulturelle Begrenzungen. Ein Zwiespalt, der nicht allen gegenwärtig war und ein Umstand, den Sala geahnt haben muss, denn zur Eröffnung spielten ein Kammerorchester und eine Countryband die Musik in transkribierter Version nach. Die Grenzen zwischen den Kulturen schienen so noch gegenwärtiger. Der Londoner Künstler Shezad Dawood verbindet in seinem Werk ebenfalls Medienkunst mit performativen Prozessen, verzichtet aber auf jeglichen Ton. Für „The End of Civilisation“ ließ er seinen Künstlerkollegen John Bock als Che Guevara auf einer Totenbahre posieren und stellte historische Fotomotive vom Tod des Revolutionärs nach. Diese bekannten Bilder werden so mit Handlungsabläufen gefüllt, die selbstverständlich rein fiktiv sind. So wie vieles in der Geschichtsschreibung und der medialisierten Berichterstattung.