KRIEG AUF DEN STRASSEN : Die Rache der Fettis
Oh Gott, die Faties schon wieder. Oder sagen wir lieber Fettis. Das liest sich besser. Wie immer sind sie im Rudel unterwegs. Ich muss gestehen: Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den Fettis. Sie sind langsam und besitzergreifend. Sie versperren Straßen, okkupieren Gastgärten. Aber der Reihe nach: Fettis werden die Touriradler von Fat Tire Bikes genannt. Den Namen Fettis habe ich im „Schleusenkrug“ aufgeschnappt. Das ist sozusagen die Kantine der Fettis, was ich bedaure, denn ich mag das Lokal. Doch waren die Fettis schneller, muss man ne fette Stunde nach Essen anstehen. Na ja, fast.
Der Fetti-Firmensitz ist aufm Alex. Dort beginnen sie ihre Ausflüge, auf Rädern mit besonders dicken Reifen. Man erkennt sie sofort. Ich kann Radler auf dünnen Pneus nur warnen: Seht ihr die Fettis, dann macht einen großen Bogen um sie, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie halten die Straßen der Großstadt für ein nettes Pflaster. Im Schutz des Rudels gurken sie unbedarft herum und glauben bedingungslos an die Autorität ihres Anführers. Neulich passierte es mir in einer Woche zweimal, dass eine Fetti-Gruppe aus dem Unterholz kroch und mir die Vorfahrt nahm. Ich konnte nur noch scharf bremsen und seeehr lange warten. Das nächste Mal hielt ich versuchshalber drauf auf die Fettis, die sich gerade in Bataillonsstärke auf die Französische Straße ergossen hatten. Als verkappter Kampfradler wollte ich wissen, was passiert.
Nun ja, ich kollidierte mit einem älteren Herren, der mich unsicher angrinste. Ich sagte etwas Unhöfliches zu ihm. Dann radelte ich weiter – niemand war zu Schaden gekommen. Aber die Rache der Fettis ließ nicht lange auf sich warten. Ein paar Tage vergingen, da fuhr ich, es war ein Sonntag, mir etwas Spitzes in den Mantel. Ich schob mein Rad zur Fetti-Zentrale. Ein Fetti-Fuzzi schaute mich an und sagte, dass er nichts für mich tun könne.
MARKUS VÖLKER