KOW: „Be Water my Friend“: Videos und Lectures von Hito Steyerl
Die Geschichte klingt bizarr: Der in Vietnam geborene Finanzanalyst Jacob Woods verliert nach Ausbruch der Bankenkrise seinen Job bei Lehman Brothers und startet daraufhin eine neue Karriere als Martial-Arts-Kämpfer. Hito Steyerl erzählt sie in „Liquidity Inc.“, momentan zu sehen bei KOW.In dem Video überlagert sich der Plot mit Vorhersagen der ökonomischen Großwetterlage – präsentiert von als Terroristen verkleideten Kindern – und digitalen Animationen. Wasser wird zur Metapher für die Anpassungsfähigkeit des Individuums an die Welt des Kapitals, Steyerl spielt mit der Doppeldeutigkeit von Begriffen und Sehgewohnheiten.
Steyerl, deren „Factory of the Sun“ gerade im Deutschen Pavillon in Venedig zu sehen ist, hat eine eigenwillige Art die Themen unserer Zeit auseinanderzudröseln und zueinander in Beziehung zu setzen. Der irre Fluss der Bilder, der uns im digitalen Zeitalter umgibt, zum Beispiel, prekäre Künstlerexistenzen – in „I dreamed a dream: Politics in the Age of Mass Art Production“ – oder die Zusammenhänge von Macht, Geld, Waffenindustrie und Kunst – in „Is the Museum a Battlefield“.
So komplex all das auch sein mag, Steyerls audiovisuelle Auseinandersetzungen sind nicht nur klug, sondern auch überaus vergnüglich. Fünf Videoarbeiten sind in der Ausstellung zu sehen, darunter aufwändig produzierte Filme und Lectures. Wer mag, kann mit diesen problemlos Stunden verbringen. BS
Bis 5. 12., Brunnenstr. 9, Mi.–So. 11–18 Uhr
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen