piwik no script img

KOMMENTAREAuf dem falschen Dampfer

■ Ein Wort an die nörgelnden Neu- und Junggenossen

Es ist ein Trauerspiel. Da hat der gute Gysi irgendwann doch den Honig gefressen, den deutsche Talk-Mütter um sein markantes Kinn schmierten und prompt seine Partei in den Westen geschickt. Ganz im Glauben, wenn Frau Heiden fällt, fällt auch der Rest des Reiches PDS-linkslistig in die Wahlurne. Und nun sind es ausgerechnet jene angeheuerten Wessi-Statisten, die — zuzüglich einiger ewig nörgelnder Ex-FDJ-Klubhaus-Leiter — aus der guten alten Schrumpf-SED ihre linke Traumpartei recyceln wollen. Sie sollten sich schämen. Denn dafür hat die alte Aktivistin, der ergraute MfS-Offizier und der arbeitslose Staatsbürgerkunde-Lehrer nicht sein Kreuz geschlagen. Doch aus lauter Angst, daß alte Freunde ihren trocknen Weißwein übers Seidenhemd schütten, zeigen die aus Stalinistenhand mit Diäten versorgten Reformer moralinsauer auf all jene PDS-Funktionäre, die den 'Super‘-Test nicht überstanden haben, fordern: »Stasi raus!«

Blödsinn, schließlich brüllt auch kein JUler: »Evangelen raus!« Wo sollen die auch hin? Es ist höchste Zeit, daß die ach so weißwestigen Neu- oder Junggenossen begreifen, daß sie es sind, die auf dem falschen Dampfer sitzen. Ihr Platz ist im Ökosäckchen, K-Grüppchen oder bei den Jusos und nicht in einer Partei, deren SED-erfahrene Mitglieder und Wähler das Recht auf eine authentische Vertretung im Parlament haben. André Meier

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen