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KOMMENTAREVerrückter Prohibitionismus

■ Wo zwölf Gramm Haschisch schwerer wiegen als eine Tausend-Kilo-Bombe, wird die Drogenhatz absurd

Vorige Woche wurde die Sängerin Patty Pravo, 44, festgenommen und drei Tage in Isolationshaft genommen. Die Polizei hat mitgeteilt, daß lange Zeit gegen sie geheim ermittelt worden war, daß man sie beschattet und sie schließlich, nach einer Hausdurchsuchung durch einen Offizier und drei weitere Beamte der Finanzpolizei, festgenommen hat. Gefunden wurden zwölf Gramm Haschisch und 6,2 Gramm Marihuana. Die Sängerin wurde in Isolationshaft gesteckt, erst nach drei Tagen kam sie wieder frei.

Offenbar, kann man da nur sagen, muß sie ein besonders gefährliches Subjekt sein, ein gefährlicher Dealer: Der Wert der bei ihr gefundenen Drogen beträgt 150.000 Lire (umgerechnet 200 DM), was die Gefährlichkeit besonders angesichts der sonstigen Einkünfte der Verhafteten eindrucksvoll belegt...

Natürlich kann man den Vorfall leicht zum Gespött machen. Möglicherweise ist das aber auch das einzige Mittel hervorzuheben, was an der Verhaftung der Frau am meisten hervorsticht: die Monstrosität des ganzen Verfahrens, das da in Gang gesetzt wurde, aufgrund von Gesetzen, die weder Sinn noch rationale Grenzen aufweisen.

Nach Polizeiangaben begann alles bereits im Oktober 1991, als irgendwo etwas Kokain beschlagnahmt und einige Dealer verhaftet wurden und danach ein Kommuniqué ankündigte, daß man nun weitere Ermittlungen gegen die von ihnen belieferten „Kaufleute, Unternehmer und Freiberufler in Rom“ aufnehmen werde. Mit anderen Worten: Man benutzt die Kleindealer nicht, um an die größeren Händler und die Hinterleute des internationalen Drogenschmuggels heranzukommen, sondern um Konsumenten zu verhaften. Aber die Gesetze, die bei uns seit zwei Jahren gelten, verlangen in der Tat die Bestrafung der Anwender.

Absurde Gesetze: Ihre Schöpferin Russo Jervolino, Ministerin für Jugend und Soziales, verweist darauf, daß die Festlegung der allenfalls noch nicht strafbaren „persönlichen Dosis“ eine rein medizinische, „technische“ Angelegenheit sei. Ihr Kollege vom Gesundheitsministerium, De Lorenzo, aber sieht in dieser Festlegung einen „politischen“ Akt. Wissenschaftlich, darin sind sich alle einig, ist die Festlegung einer Tagesdosis unmöglich.

Vor zehn Tagen wurde Giovanni Falcone, der einstige Oberermittler in Sachen Mafia — die bekanntlich vornehmlich von Drogen lebt — mit einer Tausend-Kilo-Bombe ermordet. Täter unbekannt. Dafür haben wir Patty Pravo, die zwölf Gramm Haschisch aufbewahrte. Da wäre es den Politikern und Ordnungshütern doch mal anzuraten, Prioritäten im Sinne der Bürger zu setzen. Giancarlo Arnao

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