piwik no script img

KOMMENTAREVS als UZ-Lesezirkel

■ Die PDS-DKP-Kontakte schaden den Komitees für Gerechtigkeit

Was hat der Gysi eigentlich gegen die „Komitees für Gerechtigkeit“? Oder wußte er nicht, daß man diesem Hilferuf aus dem Osten nichts Schlimmeres antun kann als ihn zum Gegenstand gemeinsamer Erörterungen zwischen DKP- und PDS-Vorstand zu machen? „Historisch begrenzt“ seien diese Komitees, hat der PDS-Chef dem DKP-Vorstand gegenüber eingeschätzt, so berichtet die UZ. Was denn sonst! Sind etwa DKP und PDS nicht „historisch begrenzt“? Von welchem Sockel aus blicken da Parteivorstände auf diese Komitees herab? In den abschätzigen Bemerkungen zwischen den Zeilen des UZ-Berichts lugt das „Die Partei hat immer Recht“ hervor. Neugierig auf eine Dynamik der „Komitees für Gerechtigkeit“ erscheinen DKP und PDS jedenfalls nicht.

Politisch interessant wären die Komitees, wenn in ihnen ostdeutsche Interessen artikuliert würden. Diese Entwicklung scheint schon durch die Art ihrer Gründung verspielt. Ein Gysi, der mit der DKP „Meinungsaustausch“ über die kommenden Bundestagswahlen verabredet, nützt den Ostdeutschen nichts. Ein Peter-Michael Diestel, der die „Gerechtigkeit“ für sich sehr früh realisierte, als er sich in seiner nur halbjähriger Amtszeit als letzter „Innenminister der DDR“ eine Villa unter den Nagel riß, schadet den Komitees. Diese Art „Promis“ dominieren die Medien mit ihren altbackenen Polit- Strategien und verstopfen den Freiraum für eine sich neu entwickelnde Kraft, bevor er richtig ausgelotet wurde.

Das freut die Agenten der alten Zeit: Dem um eine neue Existenzberechtigung ringenden „Bundesamt für Verfassungsschutz“, dessen Auflösung sogar in der CDU diskutiert wird, kommt die Dummheit der PDS- und DKP-Vorstände gerade recht. Wenn es die alte kommunistische Bündnisstrategie weiter gibt, dann hat auch der VS weiter was zu horchen, denken die Schlapphüte in Köln. Wobei sie in ihrem streng vertraulichen Bericht nicht mehr mitteilten, als jeder in der UZ am 17. Juli hätte lesen können. Nur hatte das offenbar niemand gelesen.

Der Verfassungsschutz als UZ-Lesezirkel? Dafür ist er wahrlich zu gut bezahlt. Klaus Wolschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen