KOMMENTAR: Abschreckung
■ Ekel-Menu soll Roma wieder in die Flucht treiben
Anspruchsvoll sind sie ganz bestimmt nicht, die jugoslawischen Roma, die seit Wochen und Monaten in Bremerhaven auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten. Mit fehlenden Duschen, einem einzigen ehemaligen Klassenzimmer für zwei siebenköpfige Familien, mit sechs Klos für 100 Personen und vier Waschmaschinen, von denen drei kaputt sind, kommen sie gut zurecht – in Bitola, ihrer Heimat zwischen Albanien, Griechenland und Jugoslawien, lebten sie in noch viel ärmeren Verhältnissen. Doch wenn das Sozialamt jetzt versucht, die Flüchtlinge mit Marmelade und Nudelsalat abzuspeisen, statt ihnen die ohnehin magere Sozialhilfe auszuzahlen, schlägt es ihnen bitter auf den Magen.
Genau darum geht es dem Magistrat der selbsternannt weltoffenen Hafenstadt. Der Großküchenfraß soll der Abschreckung dienen. Und zu diesem Zweck legt die Stadt auch gerne noch ein paar Mark drauf. Hauptsache das aus Bremen angekarrte Ekel-Menü treibt die unerwünschten AsylbewerberInnen ein zweites Mal in die Flucht – und fort aus Fischtown. Doch solange die Roma noch ein bruzelndes Hähnchenim Ofen haben, müssen sie diese Magistrats-Kröte nicht schlucken.
Dirk Asendorpf
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