KOMMENTAR: Habt Geduld mit Jordan
■ Richter erleidet, „jetzt lebender Mann“ zu sein
Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut – noch nicht einmal in einer Generation. Ebensowenig wird die Gleichberechtigung der Frauen das Werk nur von einer Generation von Männern sein. Nicht nur wir müssen daran arbeiten, die „jetzt lebenden Männer“ in Amt und Würden, sondern auch unsere Söhne, und unsere männlichen Urenken. Wir alle müssen uns darin üben, ganz langsam und stückchenweise auf unsere Vorrechte zu verzichten. Denn das ist die eigentliche Leistung: das Verzichten.
Es ist wahrlich hart, ein „jetzt lebender Mann“ zu sein. Denn: Wenn es jetzt eine Quotierung im öffentlichen Dienst gibt, dann müssen wir auf einen Schlag ausbaden, was unsere Vorväter in den 4.000 Jahren Patriarchat angerichtet haben. Die konnten noch in vollen Zügen genießen: Gehorsam, Häuslichkeit und sexuelle Verfügbarkeit der Frauen. Dafür sollen wir jetzt bezahlen! Mit einem Beschäftigungs-und Beförderungsstau! Dann hätte sich unser Fleiß, unsere hochschulfähigen Abiturnoten, unsere Folgsamkeit im Dienst, unsere Ellenbogen, all diese Tugenden hätten sich nicht gelohnt. Das hätte man uns, verdammt nochmal, vorher sagen müssen!
Michael Weisfeld
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