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KOMMENTARNicht auf die billige Art

■ Methadon ohne Programm ist billig (vgl. S. 26)

Lagerdenken vereinfacht verzwickte Sachverhalte so schön. Deshalb schien lange Zeit alles klar: Die einen wollten das Drogenproblem mit Polizei oder Zwangstherapien, aber bestimmt ohne das „Suchtmittel“ Methadon kontrollieren. Die anderen waren für Methadon und fanden menschlicher und realistischer, daß Drogenfreiheit nicht Anfangs-Bedingung für Therapien oder Hilfe, sondern höchstens das Ziel sein kann.

Jetzt, im Aids-Zeitalter, finden frühere Hardliner, bundesweit und international, plötzlich Methadon prima: ausgerechnet CDU und Kripo vorneweg.

Pur ist Methadon die billigste Art der Sozialkontrolle über Aids und Kriminalität. In Bremen wird alles davon abhängen, wie ein Programm ausgesstattet sein wird. „Betreuung“ ist nicht eine nette Zutat, sondern genauso Bedingung wie die richtige tägliche Dosis. Wenn das arme Bundesland Bremen sich unter dem Druck der Verhältnisse zu einem Programm durchringt, eine wirklich gute Begleitung – und das heißt: eine Reihe fester Stellen – „nicht leisten kann“, dann werden die Skeptiker auf zynische Weise Recht bekommen: durch Methadon-Tote.

Susanne Paas

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