KOMMENTAR: Schweigende Basis
■ MBB-Gewerkschafter sprachlos vor MBB-Daimler-Fusion
Eine „Podiumsdiskussion“ vor so kleinem Publikum, das lohnt sich eigentlich kaum. Aber die knorrigen Sozialdemokraten gestern nachmittag in Lemwerder, sie hielten sich dran. Sie ließen diskutieren: Einen Landtagsabgeordneten, einen (gewerkschaftlichen) Aufsichtsrat, einen Unterbezirks –Vorsitzenden aus dem benachbarten, unruhigen Bremen. Die Basis selbst, sie schwieg.
Die Schweigsamkeit der Genossen war sicher nicht nur Feierabend-Müdigkeit. Schön und gut, was Armin Stolle da erzählt, aber er sitzt ja im Trockenen. Der taktisch gewiefte Betriebsratsvorsitzende Ludwig Ladewig sagte es unter beifälligem Kopfnicken der Genossen. Stolle hatte friedenspolitische Beschlüsse der Partei zitiert. Niemand kann etwas dagegen sagen. Aber: Die Angst geht in den Produktionshallen der Kampfflugzeuge und „Drohnen“ um. Da, wo eine aktive Abrüstungspolitik ebenso Arbeitsplätze kosten kann wie Daimler-Chef Edzart Reuter, wenn er seine jetzigen und zukünftigen Flugzeug-Fabriken durchrationalisieren läßt.
Zu solchen Widersprüchen kann man als sozialdemokratischer Gewerkschafter nur behutsam schweigen.
Michael Weisfeld
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