piwik no script img

KOMMENTARAufgabe der Presse

■ Polizei muß Datenschutz erst noch lernen

Haben die Skandale mit vertraulichen Daten über Personen, die Polizeibeamte beim privaten Umzug in den Müll schmeißen oder auf dem Speicher „vergessen“, irgendwelche Konsequenzen? Die Bürgerschaftsdebatte gestern hinterließ daran Zweifel. Der Polizeipräsident hat in einem Mitteilungsblatt die Beamten zu „äußerster Gewissenhaftigkeit“ mit vertraulichen Daten aufgefordert. Kein Wort des Bedauerns gegenüber der Frau, in deren Wohnung die Polizei ohne Rechtsgrundlage eingedrungen ist. Kein Bedauern auch über die durch keine Rechtsgrundlage gedeckte Drohung mit der Strafanzeige.

Der Innensenator mußte zugeben, daß Datenschutz noch „in die Köpfe der handelnden Beamten hineinkommen“ muß. Gleichzeitig schimpfte er wieder auf die Journalisten und forderte potentielle Finder auf, wenn sie schon kein Vertrauen zur Polizei hätten, solche Unterlagen direkt an den Datenschutzbeauftragten zu geben. Der einzige, der dem widersprach und von der „Aufgabe der Presse“ redete, „Bewußtsein für solche Rechtsverletzungen zu wecken“, war der FDP-Mann Jäger. Solange der Innensenator dem Polizeipräsidenten freie Hand läßt, ist die große Glocke der Medien das einzige, was Druck auf die Polizei macht.

Klaus Wolschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen