KOMMENTAR: Genial, aber zu spät
■ Innensenator Meyer auf der Flucht nach vorn
Der Bremer Polizeieinsatz beim Geiseldrama im August war die reinste Panne. Für die Öffentlichkeit ist das zwar nichts Neues, aber daß die schlechte Nachricht nun auch vom Polizeipräsidenten selber kommt, das allerdings gab es bisher noch nie. Dies allein ist zwar schon erstaunlich genug, doch es kommt noch Überraschender: Der politisch verantwortliche Innensenator zeigt sich richtig glücklich über die vernichtende Selbstkritik der Polizei – nach dem Motto: Nur aus eingestandenen Fehlern wird man klug.
Meyer erklärt sich nicht etwa verantwortlich für den unverantwortlichen Bremer Polizeieinsatz und nimmt das, was CDU und Grüne fordern: nämlich seinen Hut. Im Gegenteil: Der Senator erklärt, für den Polizeieinsatz nicht zuständig gewesen zu sein und übernimmt die Verantwortung dafür, daß die Polizei jetzt Panne nennt, was Panne war.
Der Innensenator ist einfach genial. Allerdings zeigt er es etwas spät. Hätte er seine Genialität schon im August bewiesen, als er stundenlang neben den Pannen-Produzenten in der Einsatzzentrale stand, hätte es womöglich zwei Tote weniger – und für den Innensentor noch ein paar Amtsjahre mehr gegeben.
Dirk Asendorpf
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