KOMMENTAR: Sozialpolitisches Lehrstück
■ Zur Anschlußlösung für das besetzte Haus
Das kann sich in Bremen weder ein Sozial-noch ein Polizeisenator trauen: Mitten im Winter, und möge er noch so frühlingshaft ausfallen, einfach obdachlose Drogenabhängige auf die Straße zu setzen. Deshalb war es geradezu genial, als Ende November Wohnungslose kurzerhand ein leerstehendes Haus im Fedelhören besetzten. Mit Unterstützung des Vereins für Wohnungshilfe gelang den BesetzerInnen ein Lehrstück, wie in Bremen Sozialpolitik gemacht, besser erzwungen werden muß.
Daß bei zunehmender sozialer Verelendung, steigenden Mieten und immer knapperem Wohnraumangebot die Obdachlosigkeit steigt, ist eine seit längerem auch bundesweit bekannte Erfahrung. Die Reaktion der Behörde erschöpfte sich trotzdem in Absichtserklärungen. Erst die Zwickmühle, in die die BesetzerInnen die Politik brachte – hier der Anspruch des Hauseigentümers, da die Angst vor einer polizeilichen Räumung – brachte den notwendigen Druck, ohne den in der Bremer Sozialpolitik offensichtlich nichts läuft. Den Obdachlosen, die ihr Schicksal ein Stück in die eigenen Hände nahmen, gebührt Dank, dies noch einmal in wünschenswerter Deutlichkeit bewiesen zu haben.
Holger Bruns-Kösters
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