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KOMMENTARTabellen-Meister

■ Malermeister gegen Kinderangst

Kein Elektriker und kein Malermeister kann helfen gegen die schockierenden Zustände im 2. Kommissariat. Vergewaltigte Kinder und Frauen müssen warten im düsteren Flur und zwischen Tatverdächtigen, müssen aussagen vor Leuten, die in Akten und Formularen kramen, klagen Vater oder Onkel an, während Telefone schrillen und alle auf dem Flur mithören, hören selbst mit, was nebenan verhandelt wird. Seit 10 Jahren fordern, drängen, bitten die KripobeamtInnen ihre Dienstherren, ihre Gewerkschaft, Frauennotruf und Schattenriß: Helft uns! Vergeblich.

Jetzt kommt Bewegung auf. Denn jetzt gibt es ein Sicherheits-Gutachten über den Zustand von Treppenstufen und Lampenfassungen. Wenn sich da eine ein Bein bricht, wenn da einer einen gewischt kriegt, das kann am Ende teuer werden. Und sowas ist zu Recht verboten. Aber für Kinderseelen gibt es keine Gesetze. Die zugeschnürte Kehle, die Angst, im schwärzlichen, wasserfleckigen Flur zu sitzen, kommt in keiner Schmerzensgeld-Tabelle vor. Es fällt peinlich auf: Genau das Einklagbare, nicht einmal das Allernötigste wird jetzt getan. Es geht nicht um die Kinderangst, es geht um Bau-Vorschriften.

Susanne Paas

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