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KOMMENTARKleinliches Hickhack

■ Zu den Querelen um die Demonstrationen am 9. November

Gegen Fremdenhaß zu sein, das ist in den linken und liberalen Kreisen der Stadt keine Kunst. Wie sollte man die Fremden auch hassen, schließlich sind sie weit weg — und sei es in einem Asylbewerberheim um die Ecke. Schon schwieriger dagegen, die bösartigen Gefühle zu unterdrücken, wenn das Haßobjekt allzu bekannt ist. Aus jedem Familienstreit ist das wohlbekannt, und die linke Szene der Stadt führt es zur Zeit noch einmal sehr anschaulich vor. Gegen den grassierenden Ausländerhaß sind sie ja alle — doch eine gemeinsame Demonstration zustande zu bringen, das ist offensichtlich eine Aufgabe, die die eigene Kunstfertigkeit überfordert. Dabei ist es für Außenstehende kaum zu durchschauen, um was es bei dem Streit um die rechte linke Art, am 9. November zu demonstrieren, eigentlich geht.

Es sind offensichtlich atmosphärische Störungen, die sich in dem Bruch zwischen Grünen und Basisgruppen entladen haben. Bei Familienzwistigkeiten ist so etwas üblich. Da fühlt sich der eine irgendwie dominiert und ohnehin hat ihn noch keiner verstanden und deshalb muß irgendwann mit der Tür geknallt werden. Im geschützten Westberliner Biotop war dieses kleinliche Hickhack fast schon normal. Und das, was die Protagonisten des »Bündnisses 9. November« stört, das ist offensichtlich die Tatsache, daß sie mit ihren Eitelkeiten heutzutage weniger Gewicht haben als zu den Zeiten, als Berliner Demonstrationen wirklich nur Berliner Demonstrationen waren. Doch heutzutage ist Berlin nicht nur die offizielle Titularhauptstadt, sondern auch der wichtigste Spielort für die bundesdeutsche Opposition. Die Berliner Basisgrüppchen haben folglich nicht mehr das erste und letzte Wort. Trotzdem wollen sie das Heft in der Hand behalten — als könnte am Kreuzberger Wesen die Welt genesen. Hans-Martin Tillack

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