KOMMENTAR: Radieschen an der Macht
■ Wie die gute SPD die böse Senatspolitik bekämpft
Berlin wird offenbar von Dr. Jekill und Mr. Hyde regiert. Einmal gibt es hier den bösen Senat, der die Mieter quält. Der böse Senat schraubt in seinen Häusern spiralförmig die Mieten nach oben. In Bonn läßt er sich widerspruchslos abfertigen, wenn es um Berliner Mieterinteressen geht. Und die Wohnungsbaugesellschaften, die dem bösen Senat gehören, nehmen Wucherpreise für ihre Läden und vernichten so die Existenzen braver Bürger. Daneben gibt es die gute SPD. Die gute SPD kämpft Tag und Nacht auf Berlins Straßen für Mieter und Gewerbemieter. Sie verteilt Flugblätter und macht Infostände vor den Kaufhallen, sie schickt Infobusse durch die Straßen, sammelt Unterschriften für billige Mieten und ballt in Bonn die Fäuste in den Taschen.
Aber gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen dem Senat und der SPD — oder? Es gibt ihn. Jungs von der SPD: Ihr seid an der Regierung. Ihr seid im Senat. Eure Fraktion darf Anträge stellen, die mehrheitsfähig sind — sonst dürft ihr drohen, die Koalition zu kündigen. Ihr stellt den Bausenator und dem unterstehen die Wohnungsbaugesellschaften. Und, nebenbei: Viele Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaften sind Genossen — sogar der Geschäftsführer des Verbands der privaten Wohnungsunternehmen. Und die Senatsbauverwaltung besteht praktisch aus Genossen. Ihr müßt nicht nur in den Straßen rumstehen, frieren und Flugblätter verteilen. Das dürft ihr natürlich, aber außerdem seid ihr an der Macht. Macht was! Eva Schweitzer
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