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KOMMENTARIgnoranten vom Dienst

■ Polizeiliche Unfähigkeit hat den Tod der koreanischen Studentin Kyung-Lim Lee mitverschuldet

Die Studentin Kyung-Lim Lee wäre höchstwahrscheinlich noch am Leben, wenn die beteiligten Polizisten getan hätten, wofür sie von Staats wegen bezahlt werden. Das muß man nun auch aus einem Bericht der Kriminalpolizei über jenen Oktoberabend in Zehlendorf folgern, an dem ein mutmaßlich aus der US-Army stammender Sexualtäter nacheinander drei Frauen überfiel. Obwohl ein Student nach den ersten beiden Überfällen die Polizei alarmierte, unternahm diese den ganzen Abend lang keinen Handschlag, um den Tatort nach dem offenbar hochgefährlichen Mann abzusuchen. Hätten sich die beteiligten Beamten die erste Stunde im Fach Verbrechensbekämpfung ins Hirn zurückgerufen und den Tatort durchforscht, dann wären sie wohl auf den Serienvergewaltiger gestoßen, der dort auf sein drittes Opfer einschlug. Zumindest aber hätten die Polizisten die koreanische Studentin gefunden, die dort vergewaltigt in der Kälte lag. Schwer verletzt, lebte sie noch viele Stunden, bis sie am nächsten Tag im Krankenhaus den Erfrierungstod starb.

Sie starb, weil der diensthabende Polizist den Notruf des Studenten einfach nicht ernst nahm. Sie starb, weil die beiden Polizisten, die die in ein Krankenhaus eingelieferten ersten beiden Frauen verhörten, die Überfälle offenbar auf die leichte Schulter nahmen. Sie starb, weil auch der von ihnen angerufene Vorgesetzte im Lagedienst eine Überprüfung des Tatorts für überflüssig hielt. Dreifach wurde geprüft und dreifach abgewunken. Mit munterer Unbesorgtheit ging man daran, die alte feministische These, Vergewaltigung gelte auch bei der Männermacht Polizei bloß als ein Kavaliersdelikt, dreifach neu zu untermauern. Kyung-Lim Lee starb den Kältetod patriarchalischer Gewaltverhältnisse. Ute Scheub

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