piwik no script img

KOMMENTARDer letzte VEB

■ Die Bewag hat den Stromausfall selbst verschuldet

Die Lampen leuchten wieder. Trotzdem sitzen wir alle schon wieder im dunkeln. Wie auf Bestellung erhebt sich der vielstimmige Chor derjenigen, die behaupten, mit der Stromtrasse durch den Spandauer Forst wäre das alles nicht passiert. Da ist es kein Wunder, daß auf der anderen Seite phantasiebegabte Geister bereits an hochspannenden Verschwörungstheorien stricken: Die Bewag habe den Blackout selbst inszeniert, um den Bau der Leitung durch Spandau zu beschleunigen.

Richtig ist eins: Wie an den meisten Blackouts der letzten Jahre, ist die Bewag auch an diesem Stromausfall zuallererst selber schuld. Schon zweimal blieb in den letzten Jahren Tausenden von Stromkunden der Saft weg, weil die Giganto-Blöcke des ach so modernen Kraftwerks Reuter ausgefallen waren. Hätte die Bewag auf ihre Kritiker gehört und kleinere Kessel montiert, wären die Folgen eines Ausfalls harmlos geblieben. Auch der Kurzschluß vom Mittwoch hätte kaum solch langwierige Folgen gehabt, hätte der Monopolbetrieb Bewag kein zentralistisch gebautes Netz, abhängig von nur einer einzigen Kopplung.

Mit der Stromtrasse jedoch hat der Stromausfall ungefähr soviel zu tun, wie der Osterhase mit dem Eierlegen. Hängt Berlin erst mal an der großen Nabelschnur, dann wird ein Schaden an dieser Trasse uns erst recht alle in Finsternis hüllen. Extreme Verwundbarkeit ist nun mal der Preis zentralistischer Systeme. Nicht zuletzt deshalb redet alle Welt vom Sieg des Wettbewerbs über die Planwirtschaft, vom Ende sozialistischer Zentralplanung. Den VEB Bewag hat man bei der Abwicklung der Monopolwirtschaft leider vergessen. Hans-Martin Tillack

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen