KOMMENTAR: Keine rechten Märtyrer
■ Von Gewalt können nur die Rechten profitieren
Mit der Melodie »Spiel mit das Lied vom Tod« unterlegten die »Republikaner« bei den Abgeordnetenhauswahlen 1989 ihren Werbespot und schürten Fremdenhaß und Gewaltphantasien. Drei Jahre später — ebenfalls vor Wahlen — ist der Tod real geworden; nur ist es nicht ein ausländisches Opfer des »normalen« Rassismus, sondern hat es einen der rechten Scharfmacher getroffen. Die Umstände der Tat und die Hinweise auf ausländische Täter sind genau die Mischung, die dem rechten Lager ins Konzept passen, um sich beunruhigten und nach klaren Lösungen suchenden Menschen als Alternative zu präsentieren. Der Mord — der durch nichts zu entschuldigen ist — nutzt denen, die selber in den letzten Monaten der Gewalt den Weg bereitet haben und Ausländer zu Opfern von Gewalt machen konnten.
Den politischen Streit mit dem Rechtsextremismus demokratieverträglich zu führen wird nun noch schwerer werden. Die Auseinandersetzung mit den Rechten kann nur gewaltfrei erfolgen, das muß auch der Linken klarsein. Gewalt verheert die Gesellschaft und produziert rechte Märtyrer. Sich von den rechten Scharlatanen dieses Spiel aufdrängen zu lassen, daran kann keinem gelegen sein. Die Parole: »Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft«, ist deswegen falsch. Es ist völlig klar, daß Ausländer wie in Hoyerswerda geschützt werden müssen, wenn staatliche Stellen dabei versagen — da wird auch Demokratie geschützt. Aber der linke Reflex, der das vierte Reich bereits feste marschieren sieht, wenn sich eine Handvoll Verbohrter in Hinterstuben trifft, ist keine Strategie. Er macht das Gespräch mit den Menschen unmöglich, die die Rechtsextremen in ihre Netze ziehen wollen. Die Sorge muß vielmehr den — vielfach jungen — Menschen gelten, die unsicher nach einem Weltbild suchen und vorschnell in die Kategorie »rechtsradikal« eingeordnet werden, nur weil sie mal den rechten Arm heben. Eine Politik der Konfrontation aber spielt den Neonazis in die Hände. Gerd Nowakowski
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