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Archiv-Artikel

KOMMENTAR VON ULRIKE HERRMANN In der Schuldenfalle

Es gibt keine Alternative zum Euro. Das dürfte sein Überleben vorerst sichern

Die Panik ist zurück in Europa, dass der Euro nicht überleben könnte. Wieder wird hektisch zwischen den Regierungen telefoniert, wieder greift sogar US-Präsident Barack Obama zum Hörer, um seine europäischen Kollegen zu ermahnen. Das Ergebnis: Spanien und Portugal kündigen überraschend weitere drastische Sparprogramme an, um ihre Haushaltsdefizite so schnell wie möglich zu senken.

Doch auch diese neuesten Etatkürzungen dürften die Anleger und die anderen europäischen Regierungen nur kurzzeitig beruhigen. Denn manche Eurostaaten sind längst in der Schuldenfalle gefangen. So wird Griechenland bereits vom „Zinseszins“-Effekt erschlagen. Das Land kann seine Zinsen nur noch zahlen, indem es neue Kredite aufnimmt – was die Zinslast automatisch weiter steigen lässt. Irgendwann bleibt nur noch die Insolvenz. Die Lage in Spanien ist ebenfalls bedenklich. Dort könnte eine Massenpleite der Sparkassen drohen, denn sie vor allem haben den spanischen Bauboom finanziert – und müssen nun viele ihrer Hypotheken abschreiben.

Wenn die Pleite droht, wirkt Sparen alternativlos – doch gleichzeitig ist offensichtlich, dass die Kürzungsprogramme die Wirtschaft noch weiter abwürgen und die Defizite nach oben statt nach unten treiben. Zudem wird sich diese Rezession nicht nur auf die potenziellen Pleite-Kandidaten beschränken, sondern bald auch Deutschland erreichen, das mehr als 60 Prozent seiner Waren nach Europa exportiert. Die EU dürfte also vor einer double-dip recession stehen: Nach dem ersten großen Abschwung ab 2008 ist nun ein weiterer Einbruch sehr wahrscheinlich.

Bei derart düsteren Aussichten wirkt es zunächst erstaunlich, dass der Euro noch etwa 1,26 Dollar wert ist. Damit ist die europäische Währung weiterhin überbewertet, denn die Kaufkraftparität liegt nur bei etwa 1,18. Doch dieser relative Höhenflug des Euros zeigt nur, dass die Spekulanten nicht mehr wissen, wo sie in dieser unsicheren Finanzwelt noch sicher investieren können. Auch die USA gelten als überschuldet, weswegen der Dollar eher gemieden wird. Obama weiß sehr genau, wie labil sein eigenes Land ist – deshalb hängt er ja ständig am Telefon, um die Europäer einzunorden.

Der Euro ist extrem gefährdet – aber seine Überlebensgarantie dürfte sein, dass es keine Alternative zu ihm gibt. Noch nicht einmal den Dollar.